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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 63

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 63 Hn den Sitten der Väter halten sie vielfach noch fest, vor der Ernte wird in vielen Gemeinden ein Bittgottesdienst abgehalten. Da strömen frühmorgens am ersten Montage in der Erntezeit Schnitter und Schnitterinnen zum Gotteshause. Sicheln und Sensen legen sie an der Kirche nieder. fröhlichen Mutes gehen sie dann nach dem Gottesdienste an ihre schwere Arbeit. Besucht der „Herr" zum erstenmal die Schnitter auf dem Zelde, dann pflegt man ihn mit einigen Halmen „anzubinden". Dafür muß er sich durch ein Geldgeschenk lösen. Am Ende der Ernte erhalten die Schnitter außer dem üblichen Schmause ein Geld- geschenk, „den haferwisch". Ein Tanz auf der Scheunentenne oder im Gasthofe beschließt den Tag. Km Erntedankfeste hängt man überall in der Kirche einen Erntekranz auf. Zum pfingstfest werden allerhand Spiele aufgeführt. Obenan steht das King- oder Kranzreiten. Auf dem Pfingstplatze steht ein Pfahl, an dem oben an einer Ouer- stanze ein Ring oder Kranz befestigt ist. Die Burschen müssen im Trab vorbeireiten und den Kranz mit einer lanzenartigen Stange herabstechen. Die Sieger erhalten preise, Taschentücher, lvestenstoffe usw. Die hängen an einem Maibaume, der dem Zuge vorangetragen wird. 2. Volksdichte. Infolge des fruchtbaren Bodens der Landschaft ist besonders die Landwirtschaft zu hoher Blüte gelangt. Daher gibt es fast nur Dörfer und Landstädte. Da der Großgrundbesitz vorherrscht, sind die Dörfer vielfach sehr klein. Sie bestehen oft nur aus dem Rittergute und den Arbeiterhäusern. Die reichen Bodenschätze in der Tiefe sind bisher nur wenig erschlossen. Darum hat sich eine vielseitige Industrie trotz der günstigen Verkehrswege noch nicht entwickeln können. Das Gebiet ist deshalb nur mittelmäßig bevölkert. Z. Siedelungen. Am Nordwestrande der Goldenen Aue liegt: Nordhausen (32) an der Zorge, die größte Stadt der Landschaft. Sie war früher eine freie Reichsstadt und so angesehen, daß verschiedene Turniere hier ab- gehalten wurden. Ihr Aufblühen verdankt sie ihrer Lage am Kreuzungspunkte mehrerer Handelsstraßen. Sie versorgte den Südharz und das Eichsfeld mit Brotkorn aus der Goldenen Aue. Der Reichtum an Korn begünstigte auch die Gründung vieler Lrannt- weinbrennereien. In 70 Brennereien wird jetzt der berühmte „alte Nordhäuser Korn" hergestellt. In den 16 Tabakfabriken wird meist Kautabak bereitet. Nördlich von Nord- Hausen liegt das „Gehege", die Lunge Nordhausens. Durch seinen prächtigen lvald, seine schönen Anlagen und die Gehegekonzerte im Sommer ist es der Lieblingsplatz für jung und alt geworden. Sangerhausen (13) am Nordostrande der Goldenen Aue ist Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen. Die fruchtbare Umgebung und die günstige Verkehrslage be- günstigten die Entwicklung mehrerer Industriezweige, wie Malzfabrikation, Bier- brauerei, Branntweinbrennerei, Eisengießerei, Maschinen- und Schuhfabrikation. In der St. Ulrichskirche ist das Grabmal Ludwig des Springers. Er soll die Kirche gebaut haben aus Dankbarkeit für seine wunderbare Rettung aus der Gefangenschaft auf dem Giebichenstein bei Halle. Sangerhausen besitzt ein prächtiges Rosarium, das in der Blütezeit viele Besucher von auswärts herbeilockt. Am Zuße der Rotenburg liegt das Landstädtchen K e l b r a inmitten reicher Obst- gärten und üppiger Zluren. Die Orte T i l l e d a am Krjffhäuser und lvallhausen an der Helme waren einst Kaiserpfalzen. Auf der Ouerfurter platte liegt das Landstädtchen (Huerfurt, d. i. Zurt an der Oueme, mit einem hochgelegenen alten Schlosse. Es ist bekannt durch die „Esels- wiese", einen Jahrmarkt, der in der Gsterwoche abgehalten wird. Daran knüpft sich folgende Sage:
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