1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Rödiger, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde der Provinz Sachsen.
sind weniger fruchtbar und weisen vielfach nur dürftigen Graswuchs auf. Nur wo der
Kalkboden mit Lehm vermischt ist, eignet er sich zum Acker-, Gbst- und Gemüsebau.
3. Vodenform. Die Gothaer Mulde liegt etwas höher als das Mittel-
decken. Sie wird von den hörselbergen, Rrahnbergen, Seebergen, den Drei
Gleichen und Reinsbergen durchzogen. Dadurch wird sie in drei kleinere Becken
geteilt.
Oie kahlen hörselberge liegen zwischen hörsel und Nesse. Sie be-
stehen aus Muschelkalk. Arn Zuße des großen Hörselberges ist das hörselloch,
eine 20 m lange Kalkhöhle. Millionen von Mücken schwirren zur Sommers-
zeit am Eingang umher und verursachen eigentümliche Töne. Man meint,
ferne Musik und Mädchengekicher zu vernehmen, vas Volk glaubte, daß eine
gefährliche Zauberin, die Zrau Venus, mit ihren Gespielinnen dort Hause.
Tannhäuser.
Einst kam der Ritter und Minnesänger Tannhäuser an den Hörselberg. Da
sah er ein wunderliebliches Zrauenbild in der Zelsenpforte stehen. Das war Zrau Venus.
Ein Schall süßer Lieder drang aus der Bergestiefe heraus. Der Ritter folgte den
Lockungen der schönen Zrau und blieb ein ganzes Jahr lang in dem Berge. Da erfaßte
ihn die Reue. Eine unbezwingbare Sehnsucht nach Vergebung seiner Sünden wurde
in ihm rege. Weder Bitten noch Tränen des verführerischen lveibes konnten ihn zurück-
halten. Er verließ den Berg und zog nach Rom zum Papste. Das war ein strenger
Mann. Tannhäuser fiel vor ihm nieder, küßte ihm die Züße und beichtete ihm seine
Sünden. Als der Papst aber hörte, daß er ein Jahr lang in dem Venusberg gewesen
sei, erzürnte er sich über die Maßen. Er fuhr den Reuigen hart an, zeigte auf seinen
weißen Rreuzesstab und rief aus: „So wenig dieser dürre Stab grünet und jemals wieder
grünen wird, ebensowenig hast du von mir und Gott Gnade zu hoffen." Traurig und
verzweifelnd zog der arme Ritter wieder zum Venusberg zurück. Nach drei Tagen
aber fing der Stab des Papstes durch ein Wunder zu grünen an. vergeblich suchte man
den Ritter, um ihm Gottes Gnade zu verkündigen. Er muß nun in dem Berge bleiben
bis ans Ende der lvelt.
Der wilde Jäger.
Im Schöße des Hörseiberges wohnt auch der wilde Jäger mit einer großen Zahl
verdammter Geister. Aber zu seiner Zeit kommt das Gelichter der Hölle heraus mit
lautem hallo. Da fährt der wilde Jäger mit dem wütenden Heere in stürmischen Vinter-
nächten, wenn Zrau Holle ihr Bett ausschüttet, durch den Wald. Da sieht man Gestalten
zu Zuß und zu Roß, teils hoch in den Lüften, teils niedrig zwischen den Bäumen, in
schnellem Jagen ziehen. Mancher reitet auf einem dreibeinigen Pferd. Mancher hat
seinen Nopf unter den Arm genommen. Der hat das Gesicht auf dem Rücken, und jener
hat seine Beine auf die Achsel gehockt und kommt doch mit fort. Dem wilden Heere zieht
ein alter Mann voran. Er trägt einen weißen Stab in seiner Hand. Das ist der treue
Eckart. Er ermahnt die Leute, daß sie sich niederwerfen und den Spuk nicht ansehen.
Sobald der Tag graut und der Hahn kräht, fährt all der tolle Spuk wieder zum Hörselberg
hinein. Aber am Eingange wacht der alte, treue Eckart Tag und Nacht. Er warnt jeden,
der hinein 'will in den Venushof, um für irdische Zreude die ewige Seligkeit zu opfern.
Östlich von Gotha erhebt sich der schmalgestreckte lvaldrücken der See-
berge mit herrlicher Aussicht, viele Steinbrüche auf seinem Rücken liefern
gute Lausteine.
Jenseits des Tales der Kpfelstedt steigen inselartig aus der Ebene die v r e i
Gleichen empor. Ourch ihre wechselvolle Gruppierung verleihen sie der