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1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Rödiger, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen.
1. Lage. Der östliche und nördliche Teil der Provinz Sachsen ist Tiefland,
hier kann man frei nach allen Seiten sehen. Oa fehlen die Berge fast ganz.
Die Flüsse haben einen langsameren, ruhigeren Lauf. Vas Tiefland liegt nur
200 m höher als das Meer.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht aus einer losen, lehmigen oder
sandigen Erdschicht, wenn man sie durchbohrt, stößt man auf hartes Felsgestein,
das Grundgebirge. Darüber legt sich die lockere Erdschicht wie eine schwere Decke
von durchschnittlich 30 m Dicke. Sie oerhüllt seine Formen wie die Bettdecke die Formen
unseres Körpers. In diese Schuttdecke sind hier und da kleinere und größere Felsblöcke
eingebettet. Sic bestehen meist aus Granit. Doch in Deutschland findet man diese
Art des Gesteins nicht. Die Blöcke sind aus dem Lande Skandinavien zu uns abgewandert.
Sie haben sich gleichsam nach Deutschland verirrt. Sie heißen deshalb Wanderblöcke,
erratische = irrende Blöcke oder Findlinge.
Wiesinddiesevanderblöckeinunsereheimatgekommen?
vor vielen Jahrtausenden war es in unserem vaterlande sehr kalt. Es war die Eis-
zeit. Ganz Norddeutschland war mit einer Eisschicht bedeckt, die mehr als 100 m dick
war. Sie reichte von den Gebirgen Skandinaviens bis an den harz und Thüringer
Wald. Auf den Gebirgen Skandinaviens häuften sich gewaltige Schneemassen an.
Wenn man einen Schneeball zwischen den warmen Händen drückt, so erhält man zu-
letzt ein Stück knetbares Eis. So haben sich auch diese Schneemassen durch den gewaltigen
Druck der oberen auf die unteren Schichten in schmiegsames, blaugrünes Eis verwandelt.
Diese Eismassen „glitschten" oder glitten die Berge hinab. Ulan nennt diese Eis-
ströme daher Gletscher. Auf dem Gebirge bildeten sich aber immer neue Eismassen.
Sie rutschten ebenfalls talwärts und schoben die alten vor sich her, bis diese unsere
Heimat erreichten. Wie die Ströme auf ihren Rücken Schiffe tragen, so trugen die
Gletscher auf ihrem Rücken kleine und große Felstrümmer. Die waren von den zackigen
Selsen der skandinavischen Gebirge herabgestürzt. Zn langen Reihen bedeckten sie nun
den Rand des Gletschers. Die gewaltigen Gletscher schabten an ihrem Grunde die
obersten Erdschichten hinweg. Weichere Gesteine wurden unter dem furchtbaren Drucke
des Eises völlig zermahlen. Die vom Eise begrabenen Gesteinsmassen wurden auf der
Sohle des Gletschereises mit ungeheurer Kraft langsam vorwärtsgeschoben. Ittan
nennt diese Lehm-, Sand- und Tonmassen deshalb „G e \ ch i e b e". Die Schuttmassen
auf und unter dem Gletscher heißen Itc o r ä n e n.
Nach der Eiszeit wurde es in unserer Heimat wieder wärmer. Da tauten die
Gletscher allmählich ab. Die Findlinge, Sand- und Schlammablagerungen blieben
zurück. Ungeheure Gletscherwasser rauschten zu Tale. Sie wuschen aus dem lehmigen
Moränenschutt den Sand aus und spülten ihn in ungeheuren Mengen über große Land-
flächen. Dadurch sind die großen Sand- und heideflächen im Tieflande unserer Provinz
entstanden. Die von den Gletschermassen angeschwemmte Schuttdecke nennt man
älteres Schwemmland. Die von den Bächen und Flüssen heute noch an-
geschwemmten Sand- und Schlammassen heißen jüngeres Schwemmland.