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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 71

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen. 1. Lage. Der östliche und nördliche Teil der Provinz Sachsen ist Tiefland, hier kann man frei nach allen Seiten sehen. Oa fehlen die Berge fast ganz. Die Flüsse haben einen langsameren, ruhigeren Lauf. Vas Tiefland liegt nur 200 m höher als das Meer. 2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht aus einer losen, lehmigen oder sandigen Erdschicht, wenn man sie durchbohrt, stößt man auf hartes Felsgestein, das Grundgebirge. Darüber legt sich die lockere Erdschicht wie eine schwere Decke von durchschnittlich 30 m Dicke. Sie oerhüllt seine Formen wie die Bettdecke die Formen unseres Körpers. In diese Schuttdecke sind hier und da kleinere und größere Felsblöcke eingebettet. Sic bestehen meist aus Granit. Doch in Deutschland findet man diese Art des Gesteins nicht. Die Blöcke sind aus dem Lande Skandinavien zu uns abgewandert. Sie haben sich gleichsam nach Deutschland verirrt. Sie heißen deshalb Wanderblöcke, erratische = irrende Blöcke oder Findlinge. Wiesinddiesevanderblöckeinunsereheimatgekommen? vor vielen Jahrtausenden war es in unserem vaterlande sehr kalt. Es war die Eis- zeit. Ganz Norddeutschland war mit einer Eisschicht bedeckt, die mehr als 100 m dick war. Sie reichte von den Gebirgen Skandinaviens bis an den harz und Thüringer Wald. Auf den Gebirgen Skandinaviens häuften sich gewaltige Schneemassen an. Wenn man einen Schneeball zwischen den warmen Händen drückt, so erhält man zu- letzt ein Stück knetbares Eis. So haben sich auch diese Schneemassen durch den gewaltigen Druck der oberen auf die unteren Schichten in schmiegsames, blaugrünes Eis verwandelt. Diese Eismassen „glitschten" oder glitten die Berge hinab. Ulan nennt diese Eis- ströme daher Gletscher. Auf dem Gebirge bildeten sich aber immer neue Eismassen. Sie rutschten ebenfalls talwärts und schoben die alten vor sich her, bis diese unsere Heimat erreichten. Wie die Ströme auf ihren Rücken Schiffe tragen, so trugen die Gletscher auf ihrem Rücken kleine und große Felstrümmer. Die waren von den zackigen Selsen der skandinavischen Gebirge herabgestürzt. Zn langen Reihen bedeckten sie nun den Rand des Gletschers. Die gewaltigen Gletscher schabten an ihrem Grunde die obersten Erdschichten hinweg. Weichere Gesteine wurden unter dem furchtbaren Drucke des Eises völlig zermahlen. Die vom Eise begrabenen Gesteinsmassen wurden auf der Sohle des Gletschereises mit ungeheurer Kraft langsam vorwärtsgeschoben. Ittan nennt diese Lehm-, Sand- und Tonmassen deshalb „G e \ ch i e b e". Die Schuttmassen auf und unter dem Gletscher heißen Itc o r ä n e n. Nach der Eiszeit wurde es in unserer Heimat wieder wärmer. Da tauten die Gletscher allmählich ab. Die Findlinge, Sand- und Schlammablagerungen blieben zurück. Ungeheure Gletscherwasser rauschten zu Tale. Sie wuschen aus dem lehmigen Moränenschutt den Sand aus und spülten ihn in ungeheuren Mengen über große Land- flächen. Dadurch sind die großen Sand- und heideflächen im Tieflande unserer Provinz entstanden. Die von den Gletschermassen angeschwemmte Schuttdecke nennt man älteres Schwemmland. Die von den Bächen und Flüssen heute noch an- geschwemmten Sand- und Schlammassen heißen jüngeres Schwemmland.
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