1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Rödiger, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde der Provinz Sachsen.
von dem Geräusch erwachte der alte Graf, der im Saale schlief, va lud ihn einer der
kleinen Gesellen, gekleidet wie ein Herold, höflich zur Hochzeit ein. Doch keiner vom
Hofgesinde sollte dem Feste zuschauen. Oer alte Graf willigte ein. Oa ward ihm ein
kleines lveiblein zugeführt, und die Heimchenmusik spielte zum Tanze auf. Oer Graf
hatte Mühe, das Weibchen beim Tanze nicht zu verlieren. Aber es sprang so leicht daher,
daß er kaum zu Atem kommen konnte. Mitten im Tanze stand aber auf einmal alles
still. Oie Musik hörte auf zu spielen. Oas Brautpaar und die Tänzer schauten nach
einer (Öffnung in die Decke. Dort erblickten sie das Gesicht der alten Gräfin, das vor-
witzig nach der lustigen Gesellschaft herabschaute. Oa verneigte sich das kleine Volk
vor dem Grafen und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Oer kleine Herold aber
sprach zum Grafen: „lveil unsere Hochzeit gestört worden ist, so soll fortan Euer
Geschlecht nie mehr als sieben Nienburger zählen." Dann drängten sie sich schnell
hinaus. Oie Verwünschung ist eingetroffen.
2. Das Land rechts von der Llbe.
1. Lage. Ein schfnaler Streifen des nördlichen und östlichen Flügels der
Provinz Sachsen liegt östlich von der Elbe.
2. Vodenbeschaffenheit und Bpdenform. Oer Loden ist meist Sandboden, also
älteres Schwemmland. Oer Volksmund urteilt: „hier ist das gelobte Land, wenn der
Zdind weht, stiebt der Sand." Oas jüngere Schwemmland ist seltener und findet sich
in den Flußauen.
a) höhen. Die Landschaft ist ganz eben mit Ausnahme des
Fläming. Oer Fläming ist nach den Flamländern benannt, die der Mark-
graf von Brandenburg, Klbrecht der Lär, im 12. Jahrhundert hier ansiedelte.
Seine sandigen höhen beginnen nordöstlich von Magdeburg. Sie ziehen sich
nördlich von der Elbe und Schwarzen Elster in die Provinz Brandenburg hinein.
Nördlich von Wittenberg ist eine Senke im Höhenzuge. Durch sie führt die
Eisenbahn von Wittenberg nach Berlin. Oer östliche Teil heißt der niedere,
der westliche der hohe Fläming. 5lber selbst der höchste Punkt des hohen Fläming
ist nur 200 m hoch. Oer Loden besteht zum größten Teile aus Sand, darunter
liegen Lehmschichten. Sie leiten das eingesickerte Kegenwasser an den Ub-
hängen in Quellen ab. Daher bleibt der sandige Loden trocken und unfruchtbar.
Er liegt deshalb meist völlig brach und gewährt nur den Schafen ein spärliches
Futter, wo der Loden nicht brach liegt, trägt er nur dürftige Felder und
spärlichen Kiefernwald ohne Unterholz und Moospolster. Da, wo an den
steileren Abhängen kleine Bäche abfließen, zeigt der Fläming oft überraschende
Naturschönheiten, prächtige Laub- und Nadelwälder bedecken hier den Loden.
b) Flachland, weite Strecken sind mit Heidekraut bedeckt und bleiben
ganz unbebaut. Diese Gegenden nennt man Heiden. Nechts von der Elbe
bis zur Schwarzen Elster breitet sich die Knnaburger Heide aus.
Unzählige Lienen summen um die scharlachroten Llüten des Heidekrautes.
Sonst erblickt man nur spärliche Kiefernwaldungen und die dichten Lüsche der
Heidelbeeren.
c) Niederungen. Da die Ufer der Flüsse durchweg flach sind, tritt
das Wasser öfter aus seinen Ufern. Die Niederungen sind deshalb vielfach