1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
In einer halbverfallenen, doch idyllischen, wundersam verträumten Wald-
kapelle, umrauscht von uralten Tannen, dem geheimnisvollen Flüstern des
Waldes und dem frohen und klagenden Gesänge der Vögel wurde der Jäger
aus Thurpfalz zur letzten Ruhe gebettet. „Wie oft mag wohl der fröhliche,
doch auch kernig-fromme Weidmann auf seinen Hitteri an der Ruine und
an den Gräbern seiner Lieben hier sinnend gehalten, der Geistersprache gelauscht
und sich den stillen Schlummerwinkel für die letzte Ruhe ausgesucht haben!
Ob er wohl zu denken wagte, daß aus den verfallenen Ruinen einst ein freund-
liches Kirchlein wieder erstehen werde? Ob er in jenen ernsten Kriegszeiten,
als er sich, seiner verantwortungsvollen und schweren Amtstätigkeit, in welcher
er sich als starker Schutzherr für Land und Leute erwiesen hatte, müde, zur ewigen
Ruhe legte, ob er wohl damals ahnen konnte, daß 120 Jahre später seine Nach-
kommen sein Grab so herrlich schmücken und sogar der mächtige deutsche Kaiser
Wilhelm Ii. und seine Jäger dem Patriarchen des Soort einen Gedenkstein
setzen würden — in dem Wald, in dem er das Wild gehegt und jene Bäume
gepflanzt, die heute noch manch heiteres und ernstes Geschichtlein aus seinen
Zeiten herüberrauschen." (hoeller, „Oer Jäger aus Churpfalz".)
5. Die Bewohner und ihre Beschäftigung. Ein kräftiges, genügsames
Völkchen bewohnt den hunsrück. Oer Waldreichtum ihrer Heimat weist die
Bewohner auf die Forstwirtschaft hin. Oa es nicht an holz mangelt, wird die
Holzschnitzerei eifrig betrieben- auch durch Bürsten- und Besenbinderei, Korb-
und Stxohflechterei muß manche Familie ihren Lebensunterhalt gewinnen.
Während des Sommers arbeitet ein Teil der männlichen Bevölkerung des hoch-
waldes in den Bergwerken, Schmelzhütten und Fabriken des südwestlichen Hügel-
landes. Oaheim gehen dann'die fleißigen Krauen und Nlädchen hinter dem
mit Ochsen oder Kühen bespannten Pfluge einher. Weit günstiger gestellt als
die armen Bewohner der Hochflächen ist die Bevölkerung der Täler. Oie saftigen,
gut bewässerten Wiesen erleichtern die Viehzucht. Oer Getreidebau liefert
lohnenden Ertrag. Besonders reicher Gewinn wird durch den Anbau des
Flachses erzielt. An den langen Winterabenden kommen Frauen und Nlädchen
in den Spinnstuben zusammen. Lustig schnurren alsdann die Rädchen, auf
denen der Flachs zu feinem Garn gesponnen wird. Oie gesegnetsten Teile
des hunsrück sind die untersten Talstrecken. Oort gedeihen die schönsten Obst-
sorten, und reicher Weinsegen lohnt hier des Winzers eifriges Bemühen. In
den Tälern und auf den Bergen grüßen zahlreiche Burgruinen und künden
von stolzen Rittergeschlechtern, die einst hier ihren Wohnsitz hatten. So trotzten
im Hochwald die Türme und Zinnen der Burg Tronecken- hier soll der grimme
Hagen gehaust haben, der heimtückisch den edlen Held Siegfried erschlug. Oer
Hauptort ist die Kreisstadt S i m m e r n.
Vii. Oie Eifel.
1. Überblick. Vom Nloseltale aus erklimmen wir die nördlich von diesem
Flusse aufsteigenden Berge und befinden uns in der Eifel. Oer Name Eifel