1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
erschallte. Gar bald zogen die frommen Mosterbrüder das stille, am Zuße des
Berges gelegene Heisterbach dem rauhen Gipfel vor und schufen sich dort
im Schutze leise flüsternder Buchenwälder ein neues heim. Seinen Ruinen
und den efeuumsponnenen Grabsteinen, unter denen die Mönche schlummern,
gilt jetzt unser Besuch.
„In den alten Trümmern von Heisterbach,
Da werden die Geister der Mönche wach,
Sie schweben unsichtbar durch den Raum,
Die Sinne betöret ein alter Traum!
Und durch die lvipfel der Bäume zieht
Ein längst verhalltes heiliges Lied.
Es rauscht wie erhabener Vrgelklang,
Und ist doch alles verweht schon so lang!"
Oer Mönch von Heisterbach.
Am Zuße des Vlberges im Siebengebirge lag in waldreicher Umgebung das
Kloster Heisterbach, von dem heute nur noch geringe Überreste vorhanden sind. In
diesem Kloster lebte einst ein junger Mönch, der es liebte, über Oinge nachzudenken,
die für einen Menschen schwer zu begreifen sind. Dieser Mönch wandelte eines Tages
im Klostergarten umher und grübelte über die lvorte der Bibel nach: „vor dem
Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag." Er vertiefte
sich immer mehr in seine Gedanken, verließ den Garten und erging sich in den benach-
Karten Zelsgründen.
Als er aber das vesperglöcklein läuten hörte, eilte er zurück und klopfte an die
Klosterpforte. Ein ihm unbekannter Bruder öffnete und fragte nach seinem
Begehr. Oer Mönch gab keine Antwort, sondern eilte nach der Kirche, um nicht zu
spät zum Gottesdienst zu kommen. Als er die Kirche betrat, sah er, das; sein Platz
schon von einem andern eingenommen war, und von all den Mönchen, die rings im
Ehor die Vesper sangen, war ihm kein einziger bekannt. Er selbst fiel den Brüdern
ebenso auf wie vorher dem Pförtner. Als der Gottesdienst beendet war, fragte man
ihn nach seinem Namens doch der war allen unbekannt. Man holte die Klosterchronik
herbei und ersah daraus, daß ein junger Mönch dieses Namens, ein Grübler und
Zweifler, vor dreihundert Jahren im lvalde verschwunden sei. Als der so spät Zurück-
gekehrte das vernahm, fiel er kraftlos zur Erde nieder. Man hörte ihn nur noch
flüstern: „Tausend Jahre sind vor ihm wie ein Tag",' dann war er tot. (ll) e n d t.)
Nun wandern wir tiefer in das Gebirge hinein. Im Margareten-
Hof, der auf dem hohen Sattel zwischen dem Glberg und der prächtig mit
Buchenwäldern bestandenen Löwenburg liegt, machen wir kurze Rast, ehe wir
den höchsten der sieben Berge, den Glberg, erklimmen. Zahnradbahn, Wagen
oder Reittiere stehen hier nicht bereit wie am besuchten Orachenfels und Peters-
berg, es heißt, zu Zuß den etwas beschwerlichen Aufstieg unternehmen, häufiger
müssen wir ruhen und uns verpusten, endlich aber ist das ersehnte Ziel erreicht.
Schnell vergessen wir aller Ittattigkeit beim Anschauen der wunderbaren Natur,
„wie ist doch die Welt so schön, so schön!" prächtig wie das Gebirge selbst,
sind auch die Ortschaften, die in seinem Schutze ruhen. An den Zuß des Drachen-
feis angeschmiegt liegt das liebliche Rhöndorf mit seinen schmucken Villen.
„Größer und glanzvoller bietet sich Honnef dem Auge dar, der gepriesene Zu-
fluchtsort so mancher Leidenden und Erholungsbedürftigen. Es liegt wie ein