1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Elberfelder der Vielseitigkeit ihrer Industrie mit den stolzen Worten: „Us Elber-
feld, dat es en Stadt, die brukt sek nit tu schaamen- wat angere Städte hant
appat, da hant wie alltusamen!" Entsprechend der ungeheuren Gewerbtätigkeit
ist auch der Verkehr. Vie Hauptstraßen beider Städte ziehen sich von Osten
nach Westen an der Wupper entlang, vie Seitenstraßen hingegen führen rechts
und links die höhen hinan, ver den ganzen Tag hindurch rege Verkehr steigert
sich noch, wenn die Tausende und aber Tausende von Arbeitern nach voll-
endetem Tagewerk ihre Arbeitsstätten verlassen und durch die meist engen
Straßen ihrem Heime zueilen. Elektrische Straßenbahnen, Eisenbahnen, die an
nicht weniger als 13 Bahnhöfen halten, und die eigentümliche Schwebebahn
leisten dem gewaltigen Verkehr vorzügliche Dienste, hoch über dem Wupper-
bett ist ein mächtiges Eisengerüst erbaut- unter ihm huschen die elektrischen
Wagen der Schwebebahn dahin. Wo der Fluß von Straßen gekreuzt wird
oder Brücken über ihn führen, sind die Haltestellen der Schwebebahn angelegt.
Nach des Tages Müh und Arbeit eilen wohl die Bewohner von den Stätten
des Fleißes und hastigen Getriebes hinauf zu den umliegenden höhen, „wo
die Aussichtstürme ragen, die schönen Gärten und öffentlichen Anlagen liegen
und Lürgersinn sich manch nacheifernswertes venkmal gesetzt hat. hier blickt
man tief auf das blinkende vächergewirr der Riesenstädte hinab und sieht die
oberen Straßen und Häuser in kühnen Terrassen hinaufsteigen an den hängen,
hier weht die freie Luft der Berge alles fort, was an vunst und (Qualm drunten
im Tale lagern mag. Wenn nach kurzem rüstigen Steigen die Männer des
Handels und der Industrie angelangt sind, mag ihr Blick sich weiten und ihre
Tatkraft sich neu beleben. Über die ruhmreichen Berge schweift hier der Blick,
über die Arbeitsstätten all der Genossen und vorfahren mit ihren zahllosen
Fabriken, deren hohe Schornsteine wie mahnende Kinger emporweisen, — er-
innernd, daß nur die unentwegte Arbeit dies Land und Volk groß und berühmt
gemacht hat."
4. Solingen und Remscheid. Stahl und Hammer, Eisen, Amboß und
Schleifstein, diese Dinge haben den Ruf der beiden Städte Solingen und
Remscheid begründet. In Solingen, einer echt bergischen Stadt mit
schwarz beschieferten Häusern, deren grüne Fensterläden und weiße Fenster-
rahmen gar freundlich von dem düsteren Belag abstechen, ist seit alters her die
Waffenschmiedekunst zu Hause. Solinger Clingen sind in der ganzen Welt
berühmt. Fast alle Armeen der Welt, selbst die englische und französische, ver-
sieht Solingen mit Waffen, viele fleißige Hände müssen sich regen, ehe eine
Klinge „gereidet", d. h. fertig ist. Mit schmieliger Hand führt der Schwert-
schmied den Reckhammer, unter dessen wuchtigen hieben aus einer Stahlstange
die Klinge geschmiedet wird. Nachdem der Härteschmied den Stahl gehärtet,
muß der bläuliche härteschein durch den Schleifer entfernt werden. Seine
Werkstatt, der Schleifkotten, liegt meist in einer lauschigen Waldschlucht am
munteren Lächlein, dessen Wasser den Schleifstein in Bewegung setzt. Mühsam
und ungesund ist die Arbeit des Schleifers, vas umhersprühende Wasser durch-