1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung.
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dann wandern sie einige Iahre ins Meer und erscheinen nach etwa vier Jahren
als ausgewachsene Lachse im Rhein. Oer im Niederrhein gefangene Lachs wird
von Feinschmeckern sehr geschätzt und mit 3—4 Iui. das Pfund bezahlt. Die
Hebung der auch in der niederrheinischen Tiefebene nicht fehlenden Loden-
schätze beschäftigt gleichfalls eine Anzahl der Bewohner. Die Ruhrkohlenlager
ziehen weit in die Ebene hinein. In den letzten Iahren dehnt sich der Bergbau
immer weiter nach dem Westen und Nordwesten aus. Längst ist der Rhein über-
schritten, und auch im linksrheinischen Gebiete sind bereits bedeutende Zechen
angelegt,- so ist bei Mörs die große Zeche „Rheinpreußen" in Tätigkeit. An
verschiedenen Stellen brechen aus größerer Tiefe (Quellen von Bedeutung.
Nördlich von Ersfeld kommt aus einer Tiefe von Zw in der Erefelder Sprudel
hervor. Sein mineralische Lestandteile enthaltendes Wasser hat eine Wärme
von 14° und soll dem des berühmten Kochbrunnens in Wiesbaden nicht un-
ähnlich sein. Lei Hamborn entspringen Solquellen einer Tiefe von über 350 m.
fluch sie besitzen eine Wärme von 220 und enthalten reichlich Kochsalz. Unter
allen Erwerbszweigen nimmt in den meisten niederrheinischen Bezirken die
Industrie den weiten, breitesten Naum ein. „Auf engem Gebiete haben sich
dort nebeneinander und doch in scharf abgegrenzten Gruppen die verschieden-
artigsten Zweige der Großindustrie in ihrer echten Eigenart entfaltet. Wie
verschieden von den ragenden Schloten der Stahl- und Eisengruppe des Ruhr-
gebietes ist die Anfertigung des Kleineisenzeuges, die sich in den Tälern und
auf den höhen des bergischen Landes zu hoher Vollkommenheit ausgebildet hat.
Unmittelbar an diese Gruppe schließen sich die Webereien und Färbereien,
welche das Wuppertal mit einer fast ununterbrochenen Reihe von Fabrikanlagen
ausfüllen. Und wieder hiervon völlig abgesondert, als vierte Gruppe auf dem
linken Rheinufer, die Samt-, Seiden- und Baumwollindustrie, die in Ersfeld,
Viersen, Rheidt, München-Gladbach das Zepter schwingt und sich
über Dülken, Kempen und Lobberich bis Kaldenkirchen nahe der
holländischen Grenze vorschiebt."
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung.
Düsseldorf, die ttnnst- und Gartenstadt am Rhein.
a) Residenz. Ein Fremder, der die Kunst- und Gartenstadt besucht, die
herrliche, mit hohen Kastanien geschmückte Königsallee oder gar den prächtigen
hofgarten durchwandert, glaubt sich in eine Residenzstadt versetzt. Einige Jahr-
hunderte hindurch hielten auch die herzöge von Berg und später die Kurfürsten
von der Pfalz in der Stadt am vüsselbache ihren Hof. von der stattlichen, dicht
am Rhein gelegenen Burg aus führten sie die Herrschaft über die Bergischen Lande.
Das Düsseldorf von damals, die heutige Altstadt, war klein und bestand nur
aus einigen winkligen Straßen. Die Herrscher suchten ihre Residenz möglichst
zu verschönen. Besondere Verdienste erwarb sich der kunstsinnige Kurfürst
Johann Wilhelm um die Stadt. Die dankbaren Lürger errichteten daher dem