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1. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 97

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Xx. Das Niersgebiet und die linksrheinischen Städte. 97 mann durch die Wellen und brachte sein Schiff an das Gestade. Jetzt erwachte der Ritter, setzte den Helm auf, hängte den Schild über den Nucken und stieg ans Land. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Oa sprach der junge Held zu dem Vogel: „Zieh deinen Weg zurück, mein lieber Schwan,- wenn ich aber deiner bedarf, so kehre wieder zu mir." Sogleich wandte der Schwan das Schifflein und zog langsam von dannen. Oer edle Held, der von dem Kaiser huldreich empfangen wurde, nahte sich der Fürstin und gelobte, ihr Kämpfer zu sein. Alsbald rüsteten sich die Gegner zum Streite, viel Volk drängte sich herbei,- der Kaiser aber stieg auf seinen Thron und gab das Zeichen zum Beginn des Zweikampfes. Nun rannten die Helden so heftig auf- einander los, dasz die Rosse sich hoch aufbäumten und die Speere zerbrachen. Oann versuchten sie es mit den Schwertern, hin und her schwankte der Kampf, und ängstlich harrten die Zuschauer des Ausganges. Endlich schlug der Schwanenritter seinem Gegner mit solcher Gewalt durch den Helm, daß ihm die Sinne vergingen und er tot zu Loden stürzte. So war für Elsa der Sieg gewonnen, und ihr Erbe wurde frei. Sie neigte sich vor dem kühnen Helden, der sich ihrer angenommen hatte. Dieser aber fragte sie, ob sie sein Weib werden wollte und verhieß ihr Schutz für alle Zeiten. Freudig willigte die Herzogin ein. Ehe sie aber nach Brabant zogen, sprach der junge Held: „Noch eins mutzt du mir versprechen, Elsa. Nie darfst du mich fragen, woher ich gekommen bin und welches mein Name und Geschlecht ist,- denn sonst mutz ich auf ewig von dir scheiden." Elsa versprach es ihm, indem sie ihm die Hand reichte. vie beiden wurden ein glückliches paar. Es wurden ihnen zwei Söhnlein geboren, die wuchsen gar herrlich heran. Doch immer mehr drückte es die Mutter, datz sie gar nicht wutzte, wer ihr Gemahl eigentlich sei. Nach vielen Iahren richtete sie endlich an ihn die verbotene Frage. Oer Ritter erschrak heftig und sprach: „lvehe, Elsa, was hast du mir getan! Nun ist all unser Glück dahin, ich mutz nun von dir scheiden." Die Herzogin bereute ihre unbesonnenen lvorte, aber es war zu spät. Sie hängte sich an den hals ihres Gemahls und weinte laut? dieser aber machte sich sanft von ihr los. Er legte seine Rüstung an und lietz sein Silberhorn ertönen. Siehe, da kam der Schwan wieder geschwommen und zog das Schifflein nach sich. Oer Ritter kützte seine Kinder, nahm Abschied von seinem lveibe und segnete das ganze Volk. Oann bestieg er das Schiff, fuhr davon und kehrte nimmer wieder. Oer Herzogin ging der Kummer sehr zu herzen. Ooch zog sie mit Fleitz ihre Kinder auf. von diesen stammen viele edle Geschlechter: die herzöge von Eleve, von Geldern und viele andere,- sie alle führen den Schwan in ihrem Wappen. Oie Burg zu Eleve aber, worauf der Schwanenritter gelebt haben soll, wird noch heute die Schwanenburg genannt, hoch oben auf dem Turme schimmert ein goldener Schwan. Vie „Schwanenburg" erinnert an den geheimnisvollen Gralritter, Lohen- grin, dessen Denkmal uns vor der Hauptkirche der Stadt fesselt. Ein anderes, in das Mittelalter zurückversetzendes Denkmal zeigt die jugendliche Gestalt des thüringischen Landgrafensohnes Gtto. Unerkannt kam er an den Hof zu Cleve und nahm als Iägerbursche Dienst. Gelegentlich des Schützenfestes tat er den Meisterschutz, daher verlieh man ihm den Beinamen „der Schütz". Bald danach, als ihm Loten die Nachricht von dem Ableben seines Vaters brachten, wurde er erkannt. Er trat nun sein Erbe als Landgraf von Thüringen an und führte die Tochter des Herzogs von Cleve als Gattin heim. — Ver Rhein ist der Stadt Cleve schon zur Zeit ihrer Entstehung um das Jahr 1000 untreu geworden, indem er sich ein neues Bett eine halbe Stunde ostwärts suchte, vas hindert aber nicht, datz Eleve auch heute noch einen Hafen hat, der durch den Sporj- Schulz, Heimatkunde für die Provinz Rheinland. 7
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