1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
wo sie ihre Winterquartiere aufschlugen. Im nächsten Krühjahr rückte ein
tapferer Feldherr Friedrichs des Großen, der Herzog Ferdinand von Braun-
schweig, ihnen entgegen. Ohne Widerstand zu leisten, zogen sich die Franzosen
über den Rhein zurück. Herzog Zerdinand folgte ihnen und griff sie am 23. Juni
des Jahres 1758 bei Ersfeld an. Um 1 Uhr mittags entbrannte der Kampf;
die Gewehre knatterten, dumpf brüllten die Kanonen, über das Blachfeld jagte
die Reiterei unter dem Prinzen von Holstein. Die von drei Seiten angegriffenen
Franzosen vermochten dem Ansturm nicht standzuhalten. Gegen 7 Uhr abends
war die Schlacht entschieden, von den Kirchen Ersfelds ertönte fröhliches
Glockengeläute und verkündete der Umgegend den herrlichen Sieg. Als Herzog
Zerdinand am Abend des ruhmvollen Tages über das Schlachtfeld ritt und das^
Stöhnen und Wehklagen der verwundeten vernahm, traten ihm Tränen der
Wehmut in seine Augen. Tiefgerührt sprach er die schönen Worte: „Es ist
das zehnte Schauspiel dieser Art, das ich sah? wollte Gott, es wäre das letzte."
Zum Gedächtnis des glorreichen Sieges ist ein Denkmal an der hückelsmadj
errichtet worden, hart an der Landstraße, die von Ersfeld nach München-
Gladbach führt, erhebt sich dort eine Säule aus Sandstein. Oie Spitze der Säule
ist mit dem preußischen Udler gekrönt. Auf der Vorderseite befindet sich das
Bildnis des Herzogs Zerdinand. Oie siegreichen Truppen rückten nun von
Trefeld gegen Düsseldorf, das die Zranzosen besetzt hielten, und zwangen sie
nach kurzer Belagerung zur Übergabe. Oie Erfolge waren jedoch nicht von
langer Oauer. Schon nach kurzer Zeit kehrten die Zranzosen nach Düsseldorf
zurück und blieben die Herren und Bedrücker des Rheinlandes bis zum Ende
des Krieges.
12. Napoleon wird Herr der Rheinlande.
Um das Jahr 1800 hatten die Zranzosen bereits das ganze linke Rhein-
ufer in Besitz, und der Rhein bildete die Grenze zwischen Deutschland und
Frankreich. Der ländergierige Kaiser Napoleon I. begnügte sich jedoch nicht mit
den linksrheinischen Erwerbungen und wollte sein Reich besonders nach Deutsch-
land hin ausbreiten, mit einem gewaltigen Heer erschien der unersättliche
Eroberer im deutschen Lande. Nachdem er in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz
Österreich niedergeworfen, wandte er sich gegen Preußen, das ihm ebenfalls
unterlag. In dem unglücklichen Frieden zu Tilsit verlor der König von Preußen
auch seine Besitzungen am Rhein, nämlich Essen, Werden, Elten und den rechts-
rheinischen Teil von Eleve. König Friedrich Wilhelm Iii. nahm von seinen
rheinischen Untertanen mit folgenden Worten Abschied: „Ihr kennt, geliebte
Bewohner treuer Gebiete und Städte, meine Gesinnungen und die Begeben-
heiten des letzten Jahres. Nieine Massen erlagen dem Unglück. Der Friede
mußte geschlossen werden. Er legte mir und meinem Hause, er legte dem ganzen
Lande selbst die größten Opfer auf. Das Schicksal gebietet, der Vater scheidet
von seinen Kindern! Ich entlasse Euch aller Untertanenpflicht gegen mich und
mein Haus. Unsere besten Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu Eurem