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1. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 54

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
54 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. gegen den Kurfürsten zu empören. Er reiste nach Polen und bat den dortigen König gegen Friedrich Wilhelm um Hilfe. Man wollte denselben wiederum aus dem Lande treiben und Preußen erneut unter polnische Herrschaft bringen. Als das der Kurfürst hörte, ließ er Kalckstein in Warschau, der Hauptstadt Polens, aufgreifen und nach Preußen führen, hier wurde er zum Tode verurteilt und später in Memel hingerichtet, von jetzt ab beugten sich auch die preußischen Adligen unter den starken Arm des Großen Kurfürsten, und seitdem hat das Land treu zu seinen Herrschern gestanden. 2. Simon Vach. Simon Vach ist einer der bekanntesten ostpreußischen Dichter. Sein Geburtsort ist die Stadt Memel. Er war ein Zeitgenosse des Großen Kurfürsten, vieser fand an seinen Liedern solche Zreude, daß er ihn vom Lehrer an der vomschule zum Professor an der Königsberger Universität machte. Auch schenkte er ihm auf seine Litte später das unfern von Königsberg gelegene Gütchen Kuikeim, auf dem Vach den letzten Teil seines Lebens sorgen- frei zubringen konnte. Vach war zu seiner Zeit als Dichter weit und breit berühmt. Mit mehreren gleichgesinnten Freunden schloß er sich zu einem kleinen Kreise zusammen, den man die „musikalischei Kürbislaube" nannte, da einzelne Mitglieder zu den Gedichten sogleich die Melodien machten und häufig in einer Laube zusammen- kamen, die mit Kürbislaub umrankt war. Dach war trotz seiner Berühmtheit ein bescheidener und freundlicher Mann. Daher hatte ihn jeder Hern, und kein Königsberger ging an ihm vorüber, ohne ihn besonders ehrfürchtig und warm zu begrüßen. Die Zrauen und Mädchen blieben stehen und knicksten ehrerbietigst, während ihm die Kinder unbefangen nachliefen und sich auch wohl an seine Arme hängten. Neben zahlreichen Kirchen- liedern klingen vor allem sein „Annchen von Tharau" und das „Lied der Freund- schaft" noch heute wieder. 3. Schreckensbilder aus der Pestzeit während der Regierung Friedrichs I. Schon zur Ordenszeit hören wir oft vom Auftreten der Pest in Preußen, die ungezählte Opfer forderte. Damals und auch später noch bezeichnete man jede ansteckende Krankheit, die ein großes Sterben im Gefolge hatte, als Pest, vielfach mögen auch Hunger, Typhus und ähnliche Seuchen das Ihrige zu den großen Volksverheerungen beigetragen haben, ven wahrhaft grauen- vollen Abschluß dieser furchtbaren Volkskrankheiten bildet die große Pest der Jahre 1709/10. Noch heute lebt die Erinnerung an sie im Gedächtnis der Bevölkerung fort. Bereits im herbste des Jahres 1708 hatte sich die Pest spüren lassen. Wie fast immer, so hatte sie sich auch diesmal wieder von Polen her den preußischen Grenzen genähert, vergeblich hatte man diese bewacht, die Brücke der Grenz- gewässer abgebrochen und die Wege gesperrt- die furchtbare Krankheit hatte sich nicht aufhalten lassen. Aber erst im folgenden Jahre begann ihr eigent- licher Siegeszug durch die Gaue Ostpreußens. Masuren und vor allem Litauen wurden fast gänzlich entvölkert und auch in Natangen und Samland die Be- wohner zu Tausenden dahingerafft. Königsberg verlor ein viertel seiner Bevölkerung. Zurchtbar sind die Tage, welche die Bevölkerung einer von der Pest bedrohten Stadt durchlebten, vie Stadttore sind geschlossen und von be-
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