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1. Kriegsgeographie - S. 8

1916 - Breslau : Hirt
8 A. Die kriegführenden Staaten. russischer Nachhilfe den Blick nach der Adria, die nicht nur weiter entfernt liegt von Serbien, sondern auch durch hohe Gebirge (und drei Wasserscheiden!) von ihm getrennt ist, überdies nicht in der Richtung der Hauptverkehrsachse des Landes liegt. Eine größere innere Berechtigung für das- selbe Streben nach einem brauchbaren Adriahasen könnte Montenegro vermöge seiner Lage in nn- mittelbarer Nähe der Küste nachweisen. Aber diese Politik Serbiens und Montenegros mußte die Ansprüche Österreich-Ungarns, das sich seinen einzigen Zugang zum Ozean nicht verkümmern lassen durfte und zur politischen und wirtschaftlichen Sicherung des bosnischen Hinterlandes die volle Beherrschung der Küste brauchte, um so empfindlicher bedrohen, als die Donaumonarchie hinter der serbisch-monte- negrinischen Wühlarbeit unschwer den Einfluß Rußlands erkannte. Italiens Au den Küsten der Adria begegneten sich die politischen Bestrebungen Österreichs auch ^enen Italiens, für das die adriatischen Ziele vielleicht die wichtigsten Gründe zum Ittelmeer, g.jntrjtt in den Krieg geworden sind. Italien wird durch seine Lage und seine natürlichen Bedürfnisse auf die Gegengestade an der afrikanischen Küste hingewiesen, insbesondere auf Tunis, das das gegebene Auswanderungsgebiet für die überdichte italienische Bevölkerung und zugleich ein entwicklungsfähiges Absatzgebiet und Erzeugungsland mancherlei Frucht für Italiens Menschenmassen gewesen wäre. In der Tat war Italiens Blick eine Zeillang auf dieses Gebiet gerichtet, aber trotz der Aufmunte- ruug, die ihm während des Berliner Kongresses durch Bismarck zuteil wurde, wagte es nicht, mit starker Hand zuzugreifen. Als dann 1881 Frankreich von Tuuis Besitz uahm, empfand Italien nicht nur diesen Verlust, sondern die ganze Schwäche seiner Stellung im Mittelmeer. Darum schloß es sich mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn zum Dreibund zusammen. Und der starke Rück- halt, den ihm dieser gewährte, hätte, wenn Italien die Klugheit bewies, ihm die Treue zu bewahren, ihm heute die Möglichkeit gegeben, nachzuholen, was damals versäumt wurde. Es konnte Tunis den Franzosen wieder abnehmen, sich zugleich von den drohenden Kanonen Bisertas und Maltas und der Einengung seines Herrschaftsbereiches durch Korsika befreieu und dadurch eine seiner geo- graphischen Lage entsprechende Stellung im Mittelmeer erwerben. Statt dessen fand es sich mit der Vormachtstellung Englands und Frankreichs im Mittel- meer ab, ja schloß sich immer enger an den eigentlichen mediterranen Herrn, an England an, das durch die Beherrschung der beiden Ausgänge des Mittelmeeres Italien von jeder über- seeischen Zufuhr abschneiden konnte und zugleich sein Hauptlieferant für Kohle und mancherlei Jndustrieerzeuguisse, sowie erster Geldgeber wurde. Durch Englands Zusammenschluß mit Frankreich wurde Italiens Beziehung auch zu diesem Mitbewerber um die Mittelmeer- Herrschaft besser, und so drehte sich denn die Front der italienischen Politik allmählich gegen Osten und damit gegen einen Teilhaber des Dreibundes. Zu diesem brachte sich die italienische Regierung bereits in einen offenen Gegensatz durch die Besitzergreifung von Tripolis. Denn damit stellte es sich auf die Seite derjenigen Mächte, die einen Zerfall des Türkischen Staates erwarteten, während die Zentralmächte auf eine Erhaltung und Stärkung des Osmanentums hin- arbeiteten. Gerade dieser Umstand veranlaßte England und Frankreich, Italien bei dem tripolita- nischen Abenteuer keiue Hindernisse in den Weg zu legen, zumal ja das wirtschaftlich viel weniger wertvolle Tripolis Italiens Blick von Tuuis und Ägypten zugleich abzog und außerdem eine dauernde Beschäftigung und Inanspruchnahme erheblicher Kräfte erwarten ließ. Ebenso sorgfältig wurden aber von ihnen zugleich die politischen Strömungen gepflegt, die auf eine Beherrschung der Adria durch den Besitz ihres Gegengestades abzielten. Diese Strömungen erhielten in Italien selbst mancherlei Nahrung. Die Erinnerung an den venezianischen Herrschaftsbereich sprach dabei ebemo mit wie der über- lieferte Gegensatz des italienischen Volkes gegen den jetzigen Bundesgenossen an seinen Nordost- liehen Grenzen. Gerade dieses Gefühl alter Feindschaft ließ die Italiener in der im Durchschnitt nur 200 km entfernten Gegenküste eine Bedrohung der ostitalieuischen Küste erblicken, die um so gefährlicher erschien, als die geradlinige, hafenarme Ostküste Italiens militärisch im Nachteil ist gegen- über der buchtenreichen dalmatischen. Denn diese besitzt gute Häfen und Zufluchtsorte in Menge
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