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1. Kriegsgeographie - S. 9

1916 - Breslau : Hirt
H. Geographische Grundfragen der Kriegsursachen und Kriegsziele. 9 und gibt dadurch eine ausgezeichnete Basis für eine österreichische Offensive zur See ab. Endlich mag auch die Absicht, im Balkan sich neue Absatzgebiete zu schaffen, den Wnnsch Italiens gesteigert haben, das Adriatifche Meer zu einem rein italienischen zu machen. Die Besetzung Valonas an der nur 70 km breiten Ausgangspforte der Adria bedeutet tatsächlich die Schließung dieses Meeres für Osterreich und damit einen Griff nach der Kehle der Monarchie, deren Existenz als Großstaat davon abhängt, daß sie auch ein Mittelmeerstaat bleibt. Italien blickt aber auch jetzt weiter ostwärts nach der Levante. Im Krieg um Tripolis besetzte es die Dod ekanes — eine Gruppe von zwölf kleinen Inseln im Bereich der klein- asiatischen Westküste —, die es im Frieden als Pfand behielt, und jetzt scheinen ihm vom Drei- verband auch der südwestliche Teil Kleinasiens und Stücke von Syrien versprochen worden zu sein. So ergeben sich denn aus der heutigen Mittelmeerpolitik Italiens neben den ita- lienisch-österreichischen auch italienisch-türkische Reibungsflächen und Anregungen zur gewalt- tätigen Auseinandersetzung. Ozeanische Fragen größeren Stils waren auch entscheidend für den Eintritt Jap ans Japans Stel- in den Krieg. Dieser ostasiatische Inselstaat tritt seit einen: Jahrzehnt zielbewußt mit Macht- 1ugü^eeber ansprüchen im Stillen Ozean auf. Zwar hat er dort neben Deutschland in der Union, in u ee' Rußland und England noch andere und mächtigere Nebenbuhler. Für eine Auseinander- fetzung mit der britischen und der amerikanischen Herrschaft^ zu der Gegensätze und Reibnngs- stächen in Menge reizen, fühlt Japan vermutlich vorläufig noch nicht die genügende Kraft. Wohl aber mußte ihm nach der Niederwerfung Rußlands die durch den Zusammenprall der europäischen Staaten gegebene Gelegenheit günstig erscheinen, nun auch der Stellung des Deutschen Reiches im Stillen Ozean einen vernichtenden Schlag zu versetzen und zugleich durch die Besitznahme von Kiantschou und einiger ozeanischer Inseln die eigene Südseeherr- schast für den kommenden Kampf mit den beiden anderen Anrainern des Großen Ozeans zu stärken. So kann man annehmen, daß Japan nicht gerade den Ausbruch des Krieges gewollt und betrieben hat, daß es ihn aber als eine willkommene Gelegenheit benutzte, seine politischen Zukunftspläne wieder ein Stück zu fördern. Zusammenfassend kann man behaupten, daß die bisher kurz erörterten Sorgen und Deutsch- Wünsche der heute am Kriege beteiligten Mächte dessen Ausbruch wohl begünstigt und be- Jen^ce schleunigt haben, seine eigentliche innereursache aber sind sie nicht. Es ist in den nun- C9en'aöe- mehr vollendeten zwei Kriegsjahren oft genug ausgesprochen worden, daß der eigentliche Kriegsgrund in der Rivalität zwischen England und Deutschland zu suchen ist. Nicht so sehr handelte es sich dabei um örtliche Reibungsflächen; freilich fehlt es auch an solchen keineswegs. Deutsch - Ostafrika war den Engländern von jeher ein Stein mächtigen Anstoßes in dem Bestreben, ihren südafrikanischen Besitz mit dem ägyptisch-sudanesischen znr zusammenhängenden Kap—kairo-Linie zu vereinigen, und ebenso störend erschien ihm die wirtschaftliche Stellung Deutschlands in Vorderasien und im Bagdadbahn-Unternehmen, die geeignet war, den Plan eines zusammenhängenden englischen Besitzes von Ägypten nach Indien, von Kairo nach Kal- kutta zu verhindern. Beide angedeuteten Besitzerweiterungen aber glaubte England zur Befestigung seiner Beherrschung des Indischen Ozeans durchführen zu müssen. Weit empfindlicher aber erschien den Briten Deutschlands Rivalität zur See, die schnell zunehmende Größe und Stärke seiner Flotte. „Das Eingreifen der deutschen Diplomatie in überseeische Fragen und der Erwerb von ein paar Stücken Landes in Afrika und in der Südsee mochten noch hingehen. Aber der Bau einer Kriegsflotte, die eines Tages der englischen entgegentreten konnte, erschien als eine Anmaßung, als ein Ein- griff, eine Bedrohung der englischen Seeherrschaft" (Hettner). Die tatsächliche Beherrschung der gesamten Meeressläche durch eine überragende Flotte und die Überwachung aller wichtigen Wege und Knotenpunkte der Weltschiffahrt durch Besitz von Stationen an den strategisch
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