1902 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Humanistisches Gymnasium, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die deutschen Meere und ihre Küsten.
zudem sind seine Grenzen hiergegen von Natur aus nur wenig, teilweise
gar nicht gedeckt. Deutschland bedarf daher zu seinem Schutze sowohl
stark bewehrter Grenzen wie auch einer gefürchteten militärischen Macht und
politischer Bündnisse. Durch Natur, Geschichte und Verträge ist es am
engsten mit Österreich-Ungarn verknüpft, und diese beiden Mächte bilden
noch heute im Vereine mit Italien den europäischen Dreibund.
Mitteleuropa als natur- und kulturgeographische Einheit. Das Ger-
manische Mitteleuropa entbehrt zwar im No. und Nw. natürlicher Grenz-
marken, doch scheiden im N. das Meer, im S. die Alpen, im So. und Sw.
ansehnliche Mittelgebirgszüge Zentraleuropa in deutlicher Weise vou Nord-,
Ost-, Süd- und Westeuropa. Noch andere Merkmale lassen das „Herzland
unseres Erdteils" deutlich genug als ein durchaus eigenartig gebildetes Land,
als eine geographische Einheit erkennen. Mitteleuropa hat einen durch-
greifenden Stufenbau seines Bodens; es ist im N. Niederung, im
zentralen Teile Mittelgebirge, im S. Hochgebirge. In klimatischer Be-
ziehung bildet es ebenfalls eine selbständige Provinz in Europa; sein Klima
kennt weder die heftigen Wärmeschwankungen Osteuropas noch das durch die
Nähe des Ozeans bedingte feuchte Wetter Westeuropas. Seine Bodenkultur
erstreckt sich vorwaltend auf Acker-, Wiesen- und Waldwirtschaft; endlich ist
auch sein Volkstum trotz aller Mannigfaltigkeit im einzelnen nach Abstammung,
Sprache und Geschichte gleichartig.
Die deutschen Meere und ihre Küsten.
Deutschland als Seemacht. Das Deutsche Reich ist durch seinen Anteil
an der Nord- und Ostsee auch Seemacht. Aber es fehlt ihm die uumittel-
bare Berührung mit dem Ozean, und feine Küste hat eine wesentlich geringere
Ausdehnung als die der europäischen Westmächte. Im Vergleich zu diesen
ist daher Deutschland als Seemacht weniger begünstigt. Erwägt man ferner,
daß der politische Schwerpunkt Deutschlands bis zur Wiedererrichtung des
deutschen Kaisertums im S. und O. lag, und daß nach dem westfälischen
Frieden, also in der Zeit, in der die andern Nationen Europas daran gingen,
ihre gewaltigen Flotten zu gründen, die deutschen Küstenstriche in fremden
Händen waren — Schweden beherrschte Vorpommern und die Wesermündung,
Dänemark von Glückstadt aus die Elbe —, so begreift man den jahrhnnderte-
langen Rückgang in der politischen und wirtschaftlichen Ausnutzung unserer
Küsten und damit den Verlust der Seegeltung Deutschlands.
Die Ostsee. Die Wiege des deutschen Seehandels ist die Ostsee, eine
im Mittel nur 67 m tiefe Flachsee, die durch ihre schwache Flut, durch fiele
den Verkehr erleichternde Gestade-Jnseln, durch zahlreiche Buchten, Föhrden