1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
6 Europa.
Besitz in Asien und Amerika, in welch letzterem es Brasilien innehatte. Gegen-
wärtig beschränkt sich sein Kolonialbesitz hauptsächlich aus Teile an der Ost- und
Westküste von Afrika und einige afrikanische Inseln.
Der Handel des Landes liegt danieder, ein beträchtlicher Teil seines Bodens
ist nicht angebaut, die Industrie kaum nennenswert, daher auch die Bevölkerung
arm. Die Hauptaussuhrprodukte sind Wein (besonders Portwein) und die Rinde der
immergrünen Korkeiche. Den regsten Verkehr unterhält es mit England, von
dem es auch finanziell in großer Abhängigkeit ist. Die beiden größten Wohnorte
sind Lissabon an der Mündung des Tejo (360000 Einw.), die Hauptstadt des
Landes, mit vortrefflichem Hafen, und Porto an der Mündung des Douro,
Hauptausfuhrplatz des feurigen Portweins.
Das Königreich Italien.
(300000 qkm, 341/2 Mill. Einw., 121 auf 1 qkm.)
Die Po-Ebene.
Dank ihren reichen Naturgaben ist die Po-Ebene der
wirtschaftlich wichtigste Teil des Königreichs Italien.
Fruchtbarkeit. Geschützte Lage gegen Norden, reiche Bewässerung und hohe
Sommerwärme, vereinigt mit einem fruchtbaren Anfchwemmungslande, bewirken
in dieser „gesegnetsten Niederung Europas" eine außerordentliche Frucht-
barkeit. In den trockeneren Teilen baut man Weizen, Mais und Hülsenfrüchte'
dazwischen stehen lange Reihen von Ulmen und Maulbeerbäumen, an denen die
Rebe ausrankt. Mit den Blättern der Maulbeerbäume füttert man die Seiden-
raupen. Die feuchten Niederungen werden von Reis- oder fetten Rieselwiesen
eingenommen; diese letzteren ermöglichen die Haltung von Milchvieh mit Butter-
und Käsebereitung. Leider ist das Land sast ganz Eigentum von Großgrund-
besitzern; die fleißigen Arbeiter sind arme, gedrückte Taglöhner. — In der Po-
ebene hat auch, begünstigt durch die reichlichen Wasserkräfte, die italienische In-
dnstrie ihren Hauptsitz, besonders die Seiden- und Baumwolliudustrie. Stark
verbreitet ist außerdem die Strohflechterei. Infolge der großen Fruchtbarkeit
des Bodens und der ansehnlichen Industrie drängt sich in der Ebene die Bevöl-
kernng äußerst dicht zusammen, namentlich in den zahlreichen Städten, in denen
sich zuerst in Europa auch ein kräftiges Bürgertum entwickelt hat.
Verkehrslage. In der Po-Ebene vereinigen sich die Alpenstraßen von
Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Österreich und streben teils Genua
teils Venedig zu, von wo aus die Wasserstraße weiter nach dem Orient führt.
Eben diesem Umstände verdankten Venedig und Genua ihre Handelsblüte im
Mittelalter.
Siedelungen. Die Lage der norditalienischeu Städte ist durch den Zug der
großen Verkehrsstraßen bestimmt. Am oberen Po, wo die Straßen aus Frankreich
zusammentreffen, liegt Turin (340000 Einw.), eine der schönsten Städte Europas, zu-
gleich ein Hauptsitz der italienischen Wissenschaft, Handels- und Jndustrietätigkeit; letztere
erstreckt sich auf Seide, Wolle, Maschinen, Möbel und Schmuckwaren.