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1. Wirtschaftsgeographischer Überblick über die außerdeutschen Staaten Europas und die übrigen Erdteile - S. 19

1911 - München : Oldenbourg
Das Königreich der Niederlande. 19 Wechselbeziehung zwischen Land und Leuten. Mit Geschick und Ausdauer verstanden es die Holländer, die natürlichen Gaben ihres Landes bestens zu verwerten und die entgegenstehenden Hindernisse niederzuwerfen. Ja, sie haben im Kampfe mit der Natur sonst Unerreichtes geleistet. Das ehedem so unwirt- liche Land, das die Alten ob seines Sandes und seiner Sümpfe für uubewohn- bar hielten, schufen sie allmählich zu einem kleinen Paradiese um. Sie trockneten Sümpfe und Seen aus (z. B. das Haarlemer Meer), regelten die Flußlüufe und deichten sie ein und legten zahlreiche Kanüle an (z. B. den Nordseekanal von Amsterdam direkt zur Nordsee). Den furchtbarsten Kampf hatten sie mit dem Meer zu be- stehen, da der vierte Teil des Landes niedriger liegt als der Wasserspiegel des Meeres. Wo nicht hohe Dünen das Land vor Überschwemmung schützten, waren daher überall mächtige Dammbauten aufzuführen. Aber auch dem Meer selbst rangen die Niederländer große Strecken Landes ab und gewannen dadurch frucht- baren Marschboden (die sog. Polder). In keinem Lande der Welt tritt das Walten des Menschen als des „Herrn der Erde" so augenfällig zutage wie in Holland. Der unablässige Kampf mit dem Meer macht es begreiflich, daß Tatkraft, Standhaftigkeit und Geduld sowie Überlegung, Vorsicht und Zähigkeit zu hervor- stechenden Charaktereigentümlichkeiten des Holländers wurden. Die großartigen Erfolge in diesem Kampfe und das Bewußtfein, alles selbst geschaffen zu haben, erfüllen ihn auch mit berechtigtem Selbstgefühl und Freiheitsstolz. So ist der Charakter der Holländer in hervorragender Weise von den Einflüssen seiner Landesnatur bedingt, so sehr, daß fast nirgends sonst in der Welt der Boden in gleich hohem Grade zum Erziehnngsraume der Menschen geworden ist. Landschaften und Siedelungen. Die wirtschaftlich bedeutsamsten Gebiete Hollands find die dem Meer zunächst gelegenen Landstriche, die echten Nieder- lande in den Marschen. Ihnen gehören alle größeren Siedelungen an, vor allem Amsterdam (560000 Einw.) und Rotterdam (400000 Einw.), die zwei her- vorragendsten Handelsplätze und Seehäfen Hollands und Welthäfen ersten Ranges, dann die Universitätsstadt Utrecht. Am Dünensaume der Küste: der Haag, die Residenz des Königs, 270000 Einw., mit dem benachbarten Seebad Scheveningen. Vlissingen hat sich erst in jüngster Zeit infolge des starken Personenverkehrs von und nach England und infolge seiner guten Bahnverbindungen mit dem Hinterlande zu einem bedeutenden Handelshafen entwickelt. Das südliche Geestland hat besonders Schafzucht. Den Nordosten Hollands nimmt Westfriesland ein mit dem Hauptkern des Friesenstammes; hier Groningen in musterhaft kolonisiertem Moorland. Beziehungen Hollands zum Deutschen Reich. — Natur und Geschichte haben Holland in innige Beziehung zu nnserm deutschen Vaterlande gesetzt. Das ganze Mittelalter hindurch war Holland mit Deutschland vereinigt und erst Kaiser Karl löste es (1556) von seinem Mutterlande ab, um es Spanien anzugliedern. Diese unnatürliche Verbindung führte in der Folge zu dem 80jährigen Unabhängigkeits- kämpf der Holländer, der 1648 mit der Selbständigkeit Hollands endigte. Für Deutschland aber blieb das so wichtige Durchgangsland zur Nordsee verloren. Da-
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