1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
58 Die fremden Erdteile.
Demzufolge zählt China zu den fruchtbarsten Ländern der Erde und zwar ist
der Norden hauptsächlich das Land des Weizens, der Baumwolle und
der Hülsenfrüchte, der Süden das Gebiet des Reis-, Tee- und Seiden-
bau es. Hierzu kommen die reichen Mineralschätze Chinas, besonders an
Steinkohlen; ihre Lager reichen hin, die ganze Erde auf Jahrtausende mit
Brennstoff zu versehen, sind aber vorerst von den Chinesen kaum berührt.
Dank feinen reichen Naturgaben und ihrer immerhin schon
eifrigen Ausnutzung gehört China zu den dichtestbevölkerten
und städtereichsten Ländern der Erde.
Bon den 330 Mill. Einwohnern des ganzen Chinesischen Reiches entfallen auf
das eigentliche China (5^ Mill. qkm) 320 Mill. Es gibt Distrikte mit 300
bis 400 Einw. auf 1 qkm und zahlreiche Städte mit mehreren Hunderttausend
Einwohnern; so Peking, die Residenz des Kaisers, ungefähr 1 Mill. Einw., und
Tientfin, die Hafenstadt Pekings, 4/5 Mill. Einw. An: Jangtse Nanking,
die Stadt der Gelehrten und der Industrie, 270000 Einw. An der Mündung
des Si-kiang Canton, 900000 Einw., die größte Handelsstadt des Südens.
Trotz der Reichtümer des Landes, trotz der außerordentlichen Genügsamkeit
und Sparsamkeit und des unvergleichlichen Arbeitsfleißes seiner bezopften Be-
wohner sind infolge der allzu großen Dichte der Bevölkerung alljährlich Taufende
von Chinesen zur Auswanderung genötigt. Insbesondere erscheinen sie im
ganzen Gebiet der Südsee so sehr verbreitet, daß man den Stillen Ozean schon
als chinesisches Meer bezeichnen könnte. Dagegen hat China selbst bis in die
Mitte des vorigen Jahrhunderts, darin durch seine ausgezeichneten Naturgrenzen
begünstigt, sich gegen alles Fremde streng abgeschlossen und seine selbstgeschaffene
uralte Kultur sich erhalten. In den letzten Jahrzehnten ward es aber gezwungen,
einzelne Häfen den Fremden zu öffnen; unter diesen sind die bedeutendsten
Schanghai (650000 Einw.) an der Küste und Hankau (820000 Einw.) im
Innern.
Besitzungen der „Fremden". Von diesen hat das britische Hongkong den
größten Aufschwung genommen; es zählt heute 320000 Einw.
Das erst jüngst von Deutschland erworbene Pachtgebiet von Kiautschon,
500 qkm (Größe des Bodensees) und 38 000 Einw. umfassend, mit der Stadt
Tsingtau, zeigt bereits erfreuliche Fortschritte seiner Entwicklung.
Neuestens wurden China noch weitere Zugeständnisse abgerungen, so daß
auch das „Reich der Mitte" der Europüisiernng nicht mehr allzulange sich wird
erwehren können. Schon heute bedient sich das Volk gerne der Erleichterungen,
die ihm die abendländische Kultur darbietet, der Dampfschiffe und ebenso der
Eisenbahnen, deren bedeutendste die Linie Peking-Hank au ist. Die Ein-
sührung der Fortschritte der modernen Kultur in China, insbesondere die In-
dustrialisierung Chinas, wird nicht ohne Rückwirkung auf Europa bleiben.
Zum chinesischen Reiche gehören außer dem eigentlichen Chiua:
1. die Mandschurei, das Land am mittleren und unteren Amur, mit der
Hauptstadt Mukden. Nur die südliche Hälfte davon ist chinesisch, die
nördliche und die Küstenstriche haben die Russen inne;
j