1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika. 65
Hauptstadt der letzteren (50000 Einw.) ist der wichtigste Handelsplatz der ganzen
Ostküste Afrikas.
Die drittbedeutendste Kolonialmacht in Afrika (mit 22/5 Mill. qkm und 14 Mill.
Einw.) ist das Deutsche Reich; es besitzt
1. die Kolonie Togo, 87000 qkm (— etwas größer als Bayern) und 1 Mill.
Einw.; Haupthandelsplatz-ist Lome. Erzeugnisse: Palmöl und Palmkerne, Erdnüsse,
Mais, Jams, Maniok, Baumwolle.
2. Kamerun, V2 Mill. qkm (— Deutsches Reich), 3 Mill. Einw., mit Duala
an der Kamerunbucht. Erzeugnisse: Palmöl und Palmkerne, Kakao, Kautschuk,
Elfenbein.
3. Deutsch-Südwestafrika, 835000 qkm (-^l^mal das Deutsche Reich), nur
200000 Einw., mit Windhu k. Erzeugnisse: Wolle, Häute, Straußfedern, Kupfer,
Diamanten; einzige deutsche Siedelungskolonie.
4. Deutsch-Ostafrika, 1 Mill. qkm (= 2 mal das Deutsche Reich), 10 Millionen
Einwohner, mit den Küstenplätzen Daressalam und Bagamoyo, Deutschlands
größte und volkreichste Kolonie. Erzeugnisse: Maniok, Mais, Reis, Palmöl, Erd-
nüsse, Kopra, Kautschuk, Baumwolle; an Faserpflanzen noch die Sisalagave, die Bast-
banane, die Ramie. Im Gebiete von Deutsch-Ostafrika erhebt sich an der Grenze gegen
Britisch-Ostafrika der höchste Gipfel des ganzen Erdteils, der K ili m a - N d f ch ar o,
6000 m.
Unter der Oberhoheit des Königs von Belgien steht der Kongostaat, der dem
deutschen Kolonialbesitz annähernd gleichkommt (2,4 Mill. qkm und 15—20 Mill. E.).
Er fällt mit dem Tropengürtel zusammen, der in den Niederungen voll üppiger
Vegetation und reich bevölkert ist, während im Norden, Süden und Osten Steppen
und sogar Wüsten mit dürftiger Pflanzenwelt und dünner Bevölkerung sich anschließen.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Kongostaates wird namentlich durch den Reichtum
seiner vorzüglichen Wasserstraßen begünstigt. Den Kautschuk- und Elfenbeinhandel
von Zentralafrika hat er schon nahezu ganz an sich gerissen.
Größere Besitzungen hat außer den genannten europäischen Staaten nur noch
Portugal (2,1 Mill. qkm und 7 Mill. Einw.), darunter vor allem Angola in
West- und die Küsten von Mozambiqne und Sofala in Ostafrika, ferner die
Azoren, Madeira, die Kapverdischen Inseln und zwei Gninea-Jnseln.
An dem europäischen Besitz sind noch beteiligt Spanien mit den Presidios
(Ceuta, Melilla) an der marokkanischen Küste, den Kanarischen Inseln, Fernando
Po und Annobon am Guineabusen, die Türkei mit Tripolis und'italien an der
Küste des Roten Meeres.
Unabhängige Staaten bilden noch die Negerrepublik Liberia und das Alpenland
Abessinieu (540000 qkm und 8 Mill. Einw.).
„ Nahezu unabhängig — es bezahlt nur einen Tribut an den türkischen Sultan —
ist Ägypten, das in die nordafrikanische Wüstentafel eingesenkte und sehr dicht be-
wohnte Fruchtgeläude des Niltals. Es umfaßt ohne den ägyptischen Sudan 1 Mill. qkm
mit 11 Mill. Einw., mit dem Sudan au 3 Mill. qkm und 14 Mill. Einw. Tatsächlich
übt freilich in Ägypten und bis nach dein Sudan hinein England, das die Be-
dentung dieser Gebiete für den Verkehr nach seinem indischen Besitz richtig erkannt
hat, den größten Einfluß aus. Infolge dessen erstreckt sich die britische
Vorherrschaft in Afrika nahezu über dessen ganze Oft Hälfte. England
hat aus Ägypten einen gut verwalteten, aufstrebenden Staat geschaffen. Die beiden
Hauptorte Ägyptens sind Alexandria (330000 Einw.) und Kairo (660000 Einw.).