1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die fremden Erdteile,
Die Gesamtgröße der europäischen Besitzungen in Afrika be-
-trägt rund 3/4 von dessen Gesamtfläche, während die unabhängigen
Gebiete nur gegen ^hiervon einnehmen. Die Zahl der Einwohner
der Kolonialgebiete beziffert sich aus reichlich 3/4 der gesamten Be-
völkerung des Erdteils.
Künftige Entwicklung Afrikas. Unter dem Einfluß der europäischen Kolo-
nisation hebt sich nicht nur stetig die materielle Kultur des Erdteiles, er erfahrt
auch in immer reichlicherem Maße die Segnungen christlicher Bildung und Zivi-
lisation. Menschenfresserei und Sklavenwesen verschwinden mehr und mehr und
den schrecklichen Sklavenjagden ist schon ein Ende gemacht. So dars wohl er-
wartet werden, daß auch der schwarze Erdteil, zumal der Neger sich besserer Ge-
sittung nicht unzugänglich erweist, an der Geschichte der Menschheit seinen Anteil
haben wird.
Deutsche Interessen in Afrika.
Deutsche Interessen sind mit Afrika eng verflochten und verteilen sich auf den
ganzen Erdteil.
Vor allem hat Deutschland großen Anteil an der Erforschung Afrikas. Ebenso
entfaltet es daselbst eine sehr rege Missions tätig keit. Um die Erkundung Nord-
afrikas machten sich besonders verdient Heinrich Barth, Vogel, Over weg,
Schweinsnrth, Nachtigal und Gerhard Rohlss. Im Nigergebiet war Robert
Flegel tätig, im oberen Nilgebiet Dr. S ch nitzer (Emin Pascha) und Junker. M a u ch
und Mohr drangen im Maschonaland vor und die Missionare Krapf und Reb-
mann erforschten den Osten des Erdteils. Von Forschern der jüngsten Zeit seien
genannt Wißmann, welcher den Erdteil zweimal durchquerte, Karl Peters
und Graf Pfeil, die Ostafrika genauer aufhellten, und Graf Götzen, der über
Äquatorialafrika nähere Aufschlüsse brachte, ferner Professor Hans Meyer, Herzog
Adolf von Mecklenburg und Major Baumami.
Aber nicht nur ideale, auch praktische Interessen verknüpfen Deutschland
mit Afrika.
In erster Linie kommen hier unsere Kolonien in Betracht. Zwar bleibt
der deutsche Kolonialbesitz mit seinen 22/5 Mill. qkm und 14 Mill. Einw. an Flächen-
inhalt und Bevölkerung beträchtlich hinter dem englischen und französischen zurück;
immerhin nimmt das Deutsche Reich als Kolonialmacht in Asrika den drilten Rang
ein. Zndem zeigen unsere Kolonien, besonders Togo, Kamerun und Deutsch-Ostasrika,^
auch die Anfänge einer gedeihlichen Entwicklung.
Sehr ansehnlich ist der deutsche Schiffahrtsv er kehr mit Afrika, be-
souders längs dessen West- und Ostküste. Regelmäßige Dampserlmien verbinden
heute nahezu alle Häsen des Erdteils mit Hamburg. Ter Warenaustausch
zwischen Deutschland und Afrika steht an Wert nur dem englischen und französischen
nach. Die in Afrika angelegten deutscheu Kapitalien zählen nach Hunderten
von Millionen. Mit deutschem Kapital siud mehrere Bahnen gebaut (z. B. die
^Niederländisch-Südafrikanische Bahn ^Delagoa-Bai — Transvaatj mit sehr starker
Beteiligung deutschen Geldes) und wiederum sehr beträchtlich ist die Aulage deutscheu
Kapitals in den südafrikanischen Minen.
Noch wenig zahlreich ist vorerst deutsche Bevölkerung iu Asrika vertreten.
Deutsche Faktoreieu und Handelshäuser finden sich indes fast an allen Küsten; namentlich
sind in den Hafeuplätzen der Kapkolonie, von Natal sowie in den Städten des inneren
Südafrika, besonders in Kimberleh, bedeutende deutsche Finnen vorhanden. Auch als
Farmer ragen die Deutschen in Südafrika hervor. Deutsche Ackerbaukolonien bestehen