1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die fremden Erdteile.
Waldungen die Vögel, Insekten und Reptilien reich vertreten. Dem Fortkommen
der aus der Alten Welt stammenden Haustiere, namentlich der Pferde und Rinder,
erweisen sich die natürlichen Verhältnisse Amerikas äußerst günstig.
Geradezu unerreicht ist Amerika hinsichtlich seiner Mineralschätze. Ganz
besonders birgt das westliche Hochgebirge in dieser Hinsicht unermeßliche Reich-
tümer an edlen und nützlichen Metallen (Gold, Silber zc.). Aber auch die öst-
lichen Erhebungen der Alleghanies mit ihren reichen Petroleum-, Kohlen- und
Eisenlagern stehen den Anden und Kordilleren an Bedeutung nicht nach.
Folgen der günstigen geographischen Verhältnisse. Die außerordentliche
Gunst der geographischen Verhältnisse Amerikas hat alsbald nach dessen Ent-
decknng große Zugkrast auf die Völker Europas ausgeübt. Insbesondere
wirkten die Fundstätten der Edelmetalle magnetisch. Schon Kolumbus träumte
bei seiner Ausfahrt nur von Gold und im Banne der Goldsucht blieben alle
seine Nachfolger, die sog. Konquistadoren. Es waren vor allem die Spanien
und Portugiesen, die, von Golddurst getrieben, die reichen tropischen Gebiete
Amerikas aufsuchten. Die Spanier unterwarfen sich das ganze Land von Mexiko bis
Chile, während die Portugiesen Brasilien an sich rissen. Zwar sind all diese
Kolonialgebiete von ihren Mutterländern zu Beginn des vorigen Jahrhunderts
abgefallen, aber noch jetzt herrscht von Mexiko ab die spanische bzw. portugie-
sische Sprache und die katholische Religion.
Auch Nordamerika war bald das Ziel europäischer Seefahrten. Zunächst
hatten hier die Franzosen, somit wieder Romanen, an verschiedenen Stellen
festen Fuß gesaßt, besonders in der Gegend am Lorenzstrom, weshalb auch heute
noch l1j2 Mill. Einw. Kanadas sich der französischen Sprache bedienen. Indes
gestaltete sich die Kolonisation dieses Halbkontinentes bald anders; seit der Schlacht
von Quebec i. I. 1759, in welcher die Engländer über die Franzosen den Sieg
errangen, hatte Nordamerika aufgehört, französisch zu sein. Mit den Engländern,
denen sich später auch viele Deutsche zugesellten (5 Mill. Einwanderer), ver-
breitete sich über Nordamerika germanisches Wesen und größtenteils auch die
protestautische Religion. Es ist somit in Amerika eine romanische und
eine germanische Kolonisation zu unterscheiden.
Romanisches Amerika.
Das Romanische Amerika umsaßt Mexiko, Mittelamerika und ganz Süd
amerika.
Trotz seiner natürlichen Reichtümer ist das Romanische
Amerika in seiner wirtschaftlichen Entwicklung weit zurück-
geblieben.
Der Gründe hierfür sind es verschiedene. Die Einwanderung der Romanen
war von vornherein nicht aus dauernde Niederlassung, sondern nur auf Aus-
beutung der Metallreichtümer des Landes gerichtet. Die europäische Bevölkerung
ist nicht sehr zahlreich und von der farbigen sind die Kreolen wenig energisch
und tatkräftig und das Mifchvolk der Mestizen bildet ein sehr unzuverlässiges
Element der Bevölkerung. Dazu zerklüftet alle glühender Rassenhaß, so daß