1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Waterstraat, Hermann, Wehrhan, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt, Mittlere Schule, Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4 Heimatkunde von Pommern Ii.
stecken auch im Untergrunde der Ostsee. Daher werden bei kräftigen Nordost-
oder Nordwestwinden fast regelmäßig zahlreiche Lernsteintrümmer an den
Strand gespült. Im Lande wurde nach dem Bernstein gegraben bei Kammirt
und bei Stolp. Namentlich geschätzt wird der Lernstein in Südeuropa, wohin
in sagenhafter Zeit die alte Handelsstadt vineta den Handelsverkehr vermittelt
hat. Infolge der Bedeckung durch dies Meer entstand auch der dunkelgraue
bis schwarze, gleichmäßige, fette Ton mit großen Kalkknollen, der, mit Sand
gemengt, zu Ziegeln gebrannt und bei der Zementbereitung mit kreide
gemischt wird.
Süßwasserablagerungen dagegen oder Bildungen des Festlandes sind die
Braunkohle n-Gebilde der jüngern Tertiärzeit, die in ganz Pommern vor-
kommen. Aber nur an wenigen Stellen haben die Braunkohlenflöze solche
Mächtigkeit, daß sie abgebaut werden können (bei podejuch, P^ritz, Stargard,
im Lauenburger kreise). Gegenwärtig wird hier aber keine Braunkohle
gewonnen.
In der Braunkohlen-Periode kühlt sich das Klima allmählich ab und nähert
sich dem gemäßigten.
Auf die Tertiärzeit der Erde folgt die Tuartärzeit, in der als oberste Erd-
schichten das Diluvium und Alluvium gebildet wurden. Pommern erscheint
nach der Braunkohlenzeit als flachwelliges Hügelland. Die Erhebungen mußten
sich in westöstlicher Richtung ausdehnen, da die Gebirge im Norden und Süden
keinen andern Raum gestatteten. Das war der Anfang des Baltischen Land-
rückens. Die Ostsee war damals vielleicht nur ein breites Abflußtal der
skandinavischen Flüsse.
a) Die Eiszeit wurde wahrscheinlich durch mehrere periodisch wiederholte
Schwankungen des Erdklimas hervorgerufen. Im Anfang des Diluviums trat
eine erhebliche Abkühlung ein, die sich mit vermehrten Niederschlägen verband.
Infolgedessen wuchsen die ungeheuren Schneemassen auf den skandinavischen
Hochgebirgen immer mehr und fingen an, sich auszubreiten. Die ungeheure
Last glitt allmählich von den höhern Stellen des Landes in die Senke der Ostsee
hinab und schob sich dann, da immer andre Massen dieses Inlandeises nach-
drängten, weiter vor bis an den Zuß der deutschen Mittelgebirge.
Eine solche Vereisung des pommerschen Kestlandes fand in drei verschiedenen
Zeiten statt,- in den Zwischenräumen wurde das Land bis nach Skandinavien
völlig oder teilweise eisfrei, und ein milderes Klima trat ein. Die Schneefelder
Norwegens sind die letzten Reste der Eiszeit.
Das Eis hat dem Boden seine Züge eingegraben, lvenn ein etwa looo m
dicker Gletscher zu wandern anfing, schob er ein innig durchgeknetetes Gemenge
des weichen Bodens (Kreide, Ton, Sand, Kies usw.) vor sich her. Damit ver-
mischte der Gletscher alle Gesteinsbrocken, die er in seinen untern Lagen einst aus
den fernen skandinavischen Bergen mitbrachte. Die fremden und einheimischen
Gesteine zusammen bilden an der Grundfläche des Gletschers den sogenannten
Geschiebemergel. Die zunehmende Temperatur verhinderte schließlich ein
weiteres Vordringen des Eises. Dieses fing an zu tauen und ließ dabei alle
Gesteine, die es eingeschlossen hatte, fallen.
Aus diesem Schutt bestehen die diluvialen Gesteine. Nach der Art des
Abtauens unterscheidet man das Gestein, verging das Eis, ohne viel Wasser