1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Waterstraat, Hermann, Wehrhan, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt, Mittlere Schule, Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iv. Das Klima. — V. Die Tier- und Pflanzenwelt. 37
Hinterpommern ist gegen Stettin um 8—14 Tage, gegen die Berliner Gegend
um drei Wochen zurück. Auf Rügen wird dagegen erst Mitte August die Ge-
treideernte gehalten.
Oer herbst ist als Zolge der erwärmenden Ostsee in fast ganz Pommern
die beste Jahreszeit. Meist ist dann schönes, klares, warmes Wetter, das der
Ernte und der Bestellung des Ackers zugute kommt.
Im Winter beträgt die durchschnittliche Kälte 1—4°. Strenge Kälte pflegt
nie lange Zeit anzuhalten. Schnee liegt nur längere Zeit in den Wäldern,-
um so häufiger aber ist der Regen.
2. Die Niederschläge hängen von der Temperatur und dem Winde ab.
Oer Hauptsache nach kommt die Feuchtigkeit im Winter als Schnee, in den andern
Jahreszeiten als Regen. Oie wenigsten Niederschläge hat die Landschaft von
Schwedt bis Pyritz, die meisten die Umgegend von Körlin und Bublitz.
3. Die lvinde. In Westpommern und an der ganzen Küste behaupten die
westlichen Luftströmungen die Vorherrschaft, namentlich im Spätherbst, Aus
dem Westen kommen auch die meisten Stürme (Oktober bis Januar), von denen
manche mehrere Tage dauern. Km gefährlichsten für Pommerns Küsten sind
aber die Nordoststürme. Oa im Winter das Land im Osten und Süden zufolge
des höheren Luftdrucks kälter ist, weht der Wind vom Lande her. Sehr häufig
wird der Wind zum Sturm, der mit Schneewehen verbunden ist. Nord- und
Nordostwinde bringen Kälte und Zrost. Im Zrühling sind nördliches Land und
Wasser kalt, daher kommt der Widerstreit mit den warmen West- und Süd-
Westwinden in den Zrühlingsstürmen zum Ausdruck. Nebel („Oak" sagt der
Schiffer) und Regen kennzeichnen das Zrühjahr.
Oer Sommer hat meist eine gleichmäßige Wetterlage. Mitunter verregnet
er ganz und bleibt kühl, nicht zum geringsten Teil zum Leidwesen der vielen
Sommerfrischler in den Seebädern. Oie Neigung zu Gewitterbildungen ver-
bindet sich mit böigen Winden.
V. Die Tier- und Pflanzenwelt.
a) Die Tierwelt Pommerns weicht von der des norddeutschen Tieflandes
nicht ab. Nach der Eiszeit fanden sich hier wohl noch das Mammut, das Renntier
und andre nordische Arten, die aber bald infolge des wärmer werdenden
Klimas und der fortschreitenden Besiedlung durch den Menschen eingingen.
Oie dichten Wälder und Brücher beherbergten den Riesenhirsch, den Urstier,
Wisent und Elch. Noch im Jahre 1564 haben die pommerschen herzöge in
den „Tiefen Lrüchern" des Neu-Stettiner Kreises den Elch gejagt. Den letzten
auf pommerschem Boden lebenden Auerochsen soll Herzog Wartislaw V. erlegt
haben. Hirsche und Rehe gab es damals in solcher Menge, daß sie mit den
Hasen an Zahl in Wettbewerb treten konnten.
In den Sümpfen und an den Zlüssen hatten die Biber ihre Kolonien
angelegt (daher der slawische Ortsname Oaber, Oaberkow, der sich oft in
Pommern findet). Auch Raubtiere fanden sich im Mittelalter weit und breit,
wie der Wolf und der Bär. Oer vorschreitenden Kultur fielen diese bald zum
Opfer. Oer letzte Bär wurde 1750 von Stepenitzer Zischern erschlagen. Wölfe
kamen noch im 19. Jahrhundert von Polen her zugewandert, erlagen aber auch