1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Waterstraat, Hermann, Wehrhan, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt, Mittlere Schule, Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
80 Heimatkunde von Pommern Ii.
seine Soldaten an. „Das laß nur gut sein", antworten diese, „es sind doch keine
Pommern darunter. Ou weißt ja wohl, was die können!"
Den gewöhnlichen Soldaten gingen ihre Offiziere mit leuchtendem Beispiel
voran. Das zeigen u. a. der Generalfeldmarschall von Schwerin und der Major
Lwald Christian von Meist, die beide den Heldentod starben. Otto von Schwerin
suchte bei Prag (1757) dem Weichen der Truppen Einhalt zu tun, indem er dem
Fahnenjunker seines Regiments die Zahne entriß und sie vorantrug, „Wer ein
braver Kerl ist, folge mir!" rief er. Und die Soldaten folgten, aber ein Kartätschen-
schüfe warf den General tot zu Boden. „Oer eine Schwerin", sagte später der
König, „ist allein 10 000 Mann wert."
Unser jetziger Kaiser hat sein Andenken dadurch geehrt, daß er dem 3. pomm.
Infanterie-Regiment Nr. 14 den Namen „Infanterie-Regiment Graf Schwerin"
beilegte.
Oer andre tapfere Offizier ist der Oichter Ewald von Kleist, der zu Zebelin
bei Köslin geboren wurde. In der blutigen Schlacht von Kunersdorf führte er
sein Bataillon gegen den Feind und eroberte drei Batterien. Uls ihm eine Kugel
die rechte Hand zerschmetterte, nahm er den Oegen in die linke und führte seine
Soldaten gegen die vierte Batterie. Endlich streckte ein Kartätschenschuß den
Helden zu Boden. In Frankfurt a. V. wurde er mit allen Ehren begraben,- ein
russischer Offizier legte selbst seinen vegen auf den Sarg des braven Feindes.
8. Die Franzosenzeit,
g. Die Zeit der schweren Not.
Die großen Kriege, in die Napoleon ganz Europa verwickelte, hatten Pommern
bis zum Jahr 1805 nicht unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. 3n diesem
Jahr schloß jedoch der-schwedische König mit Rußland ein Bündnis gegen Napoleon
und stellte 8000 Soldaten in Neu-Vorpommern auf, zu denen dann noch 20 000
Russen stießen, um mit diesen zusammen Hannover zu besetzen. Uls Napoleon
aber das Land an Preußen abtrat, mußte diese Streitmacht wieder umkehren,
worauf ein Teil der russischen Truppen über Stettin in ihre Heimat zurückmar-
schierte. Zu ihrer Begrüßung kam damals (März 1806) Friedrich Wilhelm Iii.
mit der Königin Luise nach Stettin, wo sie sehr gefeiert wurden.
Unter ganz andern Verhältnissen sah ein halbes Jahr später die Königin
Luise Stettin wieder (19. Oktober), auf der Flucht vor Napoleon, der am 14. Oktober
bei Jena und Uuerstädt das preußische Heer niedergeworfen hatte. Auf Stettin,
das wohl verproviantiert und befestigt war, sollten sich einzelne preußische Trup-
penteile zurückziehen. Aber Fürst Hohenlohe ergab sich mit seiner Abteilung
bei prenzlau nach schwächlichem Widerstände, so daß den Franzosen die große
Heerstraße nach Pommerns Hauptstadt offen stand. Einen Tag danach erschien
schon französische Reiterei vor den Toren der Stadt und vermochte den alters-
schwachen Kommandanten, den General von Romberg, die Festung zu übergeben.
5000 wohl bewaffnete und durch vorherige Kämpfe nicht geschwächte preußische
Soldaten wurden in solcher schmählichen Weise 800 französischen Reitern aus-
geliefert. Eine preußische Abteilung, die auf der Lastadie einquartiert war, zog
aber nach Hinterpommern ab. Mit der Oderfestung Stettin war preußisch-pom-
mern in die Hände des Feindes geliefert. Dieser war jetzt Herr des Landes und