1912 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Biedermann, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Sächsische Bergland und die Leipziger Bucht. 77
Der Bergbau des Erzgebirges war wie im Harz früher be-
deutender als jetzt. Der Rückgang wirkte aber im Erzgebirge um so
schlimmer, je mehr sich hier, durch den anfänglichen Silberreichtum
angelockt, eine zahlreiche Bevölkerung niedergelassen hatte. Man mußte
sich also, da der Ackerbau nur bis zu einer gewissen Höhe lohnt,
nach andern Erwerbsquellen umsehen. Hierauf beruht die Spitzen-
klöppelet und die Bortenwirkerei (Posamentierarbeiten), die in
Annaberg ihren Hauptsitz haben.
Von Bedeutung ist auch die Verfertigung von Spielwaren
im mittleren Erzgebirge (ähnlich wie im Thüringerwald) und von
Musikinstrumenten südöstlich von Plauen (ähnlich wie im Schwarz-
Wald und im bayerischen Mittenwald). Endlich hat sich im Erzge-
birge auch die Steinindustrie bedeutend entwickelt, da vorzügliches
Material vorhanden ist (Granit, Syenit, Porphyr). Bei allem Fleiß
aber führen die Gebirgler meist nur ein kümmerliches Dasein.
4. Das Elbsandsteingebirge schiebt sich wie ein Keil in die
Einsenkung zwischen dem Erzgebirge und dem Lausitzer Gebirge zu
beiden Seiten der Elbe bis Pirna. Hier haben die Gewässer der
Kreidezeit (wie in dem sich anschließenden nordböhmischen Bruchbecken)
mächtige Sandsteinmassen zur Ablagerung gebracht, die infolge
toniger, eisen- oder kalkhaltiger Beimischungen zu festem, quaderförmi-
gen Sandstein erhärteten. Von großem Einfluß auf die weitere Ge-
staltung ist dann die Eiszeit gewesen. Die Wassermengen der ab-
schmelzenden Gletschermassen haben den Sandstein gewaltig mitge-
nommen. In die unteren Schichten haben sich dann die fließenden
Gewässer, die Elbe und ihre Nebenflüsse, immer tiefer eingenagt und
die Verwitterung trug noch weiter dazu bei, den stehengebliebenen
Felsmassen ihre mannigfachen, zum Teil bizarren Formen zu geben.
Es zeigen sich da Nischen, Höhlen, Tore, isolierte Felspfeiler und
Felsblöcke und alle diese auffälligen Formen scheinen Riesenbauten
von Menschenhand zu sein. Am bekanntesten sind die Tafelberge des
Königstein und des Lilienstein (418 m), die kühnen Türme und
Spitzen der Bastei (200 m über dem Elbespiegel), das Prebischtor
und das Felsentor des Kuhstalles. Wegen seiner eigenartigen Schön-
heiten hat das Elbsandsteingebirge den Namen Sächsische Schweiz
erhalten und ist das Ziel zahlloser Wanderer geworden. Wirtschast-