1897 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Zwerger, Franz, Lößl, Vinzenz, Graf, M.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
E. Das Meer.
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Wind und Wetter, so werden sie Häfen genannt. Einen schmalen
Meeresstreifen, der zwei Meere miteinander verbindet und "Wei Länder
von einander trennt, bezeichnet man als Meerenge, Straße, Kanal
oder Sund.
Jeder Ozean wird zum Teil von anderen Meeren, zun: Teil vom
Lande begrenzt. Der Rand des Festlandes, welcher das Meer umschließt,
heißt Ufer, Küste oder Gestade (f. S. 25).
§ 2. Eigenschaften des Meerwassers.
Von den Gewässern des Festlandes unterscheidet sich das Meerwasser:
1. durch seinen größeren Gehalt an aufgelösten Salzen. Infolgedessen ist
es untrinkbar, zumal es' außer seiner falzigen Beschaffenheit noch einen Zusatz von
widerlicher Bitterkeit hat. Durch den Salzgehalt wird das Meerwasser schwerer
als anderes Wasser (hat größeres spezifisches Gewicht 1,028), vermag daher auch
schwerere Lasten zu tragen;
2. durch seine blaue Farbe, die aber in Grün übergeht, wenn es feste Teilchen
schwimmend enthält;
3. durch ein eigentümliches Leuchten in dunkler Nacht, besonders in den
Tropengegenden; es rührt wahrscheinlich von einer Menge phosphoreszierender
Insekten her;
4. durch eine gleichmäßigere Wärme (Temperatur) seiner Oberfläche; sie nimmt
von der"?I3erfläche nach der Tiefe ab und ist im Sommer geringer, im Winter
größer als die des Landes;
5. durch seine große Tiefe. Die tiefste mittels des Senkbleis oder Lotes
(Bathometer) gefundene Stelle ist im Großen Ozean in der Nähe von Australien
9427 m;
6. durch seine eigentümlichen Bewegungen.
§ 3. Bewegungen des Meeres.
Die Oberfläche des Meeres (der Spiegel oder das Niveau) nimmt einen wag-
rechten Stand ein. Da alle Meere mit einander in Verbindung stehen, so hat die
Oberfläche des Meeres im ganzen auch die gleiche Höhe, weshalb sie die wahre
Grundlage der Messungen bildet; nur die Binnenmeere weisen öfters einen höheren
Wasserstand auf als die offenen Ozeane.
Das Meerwasser ist in fortdauernder Bewegung, wodurch seine Reinheit
erhalten wird (nicht allein durch seinen Salzgehalt)^ Diese Bewegungen sind teils
regelmäßig (Ebbe und Flut, die Meeresströmungen), teils unregelmäßig (Wellen-
bewegungen).
Der Wellenschlag entsteht durch die Reibung und deu Stoß des Windes;
drückt der Wind auf eine Stelle der Fläche, so entsteht hier eine Vertiefung, das
Wellenthal, während das verdrängte Wasser daneben zum Wellenberg von ent-
sprechender Höhe anschwillt. (Einen ähnlichen Anblick bietet uns das vom Winde
bewegte Kornfeld.) Durch heftiges Anprallen der Wellen an Felfen oder steile
Küsten entsteht die Brandung.