1897 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Zwerger, Franz, Lößl, Vinzenz, Graf, M.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Gymnasium
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Ii. Bayern.
Passau und Oberzwiesel die ^Klaviaturen und besonders das Resonanz-
boden-Holz, das in alle Welt versandt wird. Nicht unbedeutend ist (auch
die Leinwandindustrie, vor allem im Bezirke Wegscheid.
Das Gebirge enthält auch viele nutzbare Mineralien: Granitz
Quarz, Graphit, Schwefelkies und feine Porzellanerde. Bemerkenswert
sind die Granitbrüche im Regengebiet, besonders die Granitmasse des
Blauberges bei Cham und die Kalksteinbrüche bei Regensburg. Der
Quarz sindet Verwendung zur Glasbereitung; kein Gebiet Deutschlands
hat soviele Glashütten auszuweisen wie der Böhmer und der Bayerische
Wald; besonders zahlreich sind die Glashütten in der Gegend von Zwiesel.
' Viele Glasschleisereien sinden sich im Psreimtthale und an der Grenze
gegen Böhmen. Feine, weiße Töpfererde sowie Graphit liefert die
Gegend um Wegscheid; aus Graphit und Töpsererde werden die Welt-
bekannten Schmelztiegel in Obernzell bei Passau gefertigt. Bei Boden-
mais gibt es Schwefelkies.
3. Sw. vom Fichtelgebirge dehnt sich der durch seine Kalkslöz-
bildnng ausgezeichnete Iura aus. Der deutsche Jura zieht in einem
Bogen vom Rheindurchbruche bei Schaffhausen bis in die Nähe des
Fichtelgebirges. Der sw. Teil vom Rhein bis zur Wörnitz, von
dem nur eine kurze Strecke zu Bayern gehört, heißt Schwäbischer
Jura, der uö. Teil Fränkischer oder Frankenjura. Letzterer
bildet die Wasserscheide zwischen dem Nab- und Regnitzgebiet.
Das ganze Gebirge hat die Form einer weiten Platte ohne erhebliche Gipfel-
bildnng, kaum höher als die Schwäbisch-Bayerische Hochebene; es bildet eine Menge
kleinerer, bald steil, bald weniger steil abfallender Hochflächen. Diese sind öde und
kahl; denn der kalkhaltige Boden saugt die Niederschläge gierig auf. Dem Wasser-
Mangel auf den Höhen muß durch Anlegen von Zisternen zum Ansammeln von
Regenwasser, durch artesische Brunnen und Wassertransport aus den Thälern ab-
geholfen werden.
Eigentümlich ist dem Jura ein großer Reichtum an Höhlen (Grotten) mit
Tropfsteinbildungen. Solche finden sich besonders in der Fr än ki s ch e n S ch w e i z,
dem Dreieck zwischen Bamberg, Erlangen und Bayreuth. (Die berühmte Rosen-
müllerhöhle bei Müggendorf, die Höhlen bei Streitberg und Gailenreuth bergen
Überreste vorsintflutlicher Bären, Löwen, Hyänen u. f. w.) Dieses Gebiet, besonders
die Thäler deriwiesent und ihrer Zuflüsse von Forchheim bis Pottenstein, ist wegen
seiner Schönheit, namentlich seiner romantischen Felspartien, viel baucht. — Auch
im Sw. an der Altmühl bei Eichstätt und Pappenheim, wo die Abdachung steiler
ist als zur Donau, entbehrt die Gegend keineswegs landschaftlichen Reizes. Im
Altmühlthale liegt auch das Dorf Solnhofen, in dessen Nähe man die weltberühmten
Lithographiesteine gewinnt. Bei Amberg [finden sich mächtige Eisensteinlagerungen
(Hochofen).
Zwischen Altmühl und Wörnitz führt der sich verslachende Jura den
Namen Hahnen kämm. Nw. desselben breitet sich bei Wassertrüdingen