1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Oberrealschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule, Oberrealschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die einzelnen Landschaften Bayerns. 63
der Ebene eine Reihe kleiner, vom Haardtgebirge kommender Gewässer zu, so die
Lauter, die Queich und die Speyer.
Boden, Klima und Anbau. Der Boden der Rheinebene setzt sich
aus tiefgründigem, äußerst fruchtbarem Löß zusammen. Jufolge ihrer tiefen und
durch die Nandgebirge geschützten Lage erfreut sich die Rheinebene des mildesten
Klimas nicht bloß in Bayern sondern in ganz Deutschland.
Der Frühling beginnt frühzeitig und der Herbst ist trocken und lang, der
Winter meist milde. Es gedeihen daher neben Getreide auch Tabak, Hopfen
sowie alle Obst- und Gemüsearten in vorzüglicher Weise. Mitunter umgeben
förmliche Wälder von Obstbäumen die Ortschaften, so besonders im pfälzischen
Kirschenlande zwischen Frankenthal und Dürkheim. Doch ist der Boden nicht
überall gleich ergiebig; gegen Süden treten Sand- und Sumpfstrecken auf. Die
pfälzische Rheinebene liefert mit dem Maindreieck die meisten Bodenerzeugnisse
in Bayern.
Handel und Gewerbe. Neben dem Ackerbau wird auch lebhafter
Handel getrieben, den die Wasserstraße des Rheins begünstigt; desgleichen hat
die regsame Bevölkerung am oder in der Nähe des großen Stromes eine
bedeutende Industrie ins Leben gerufen, so in Ludwigshafen und Frankenthal.
Die Rheinebene zählt daher zu den stärkstbewohnten Gegenden Bayerns, ja
Deutschlands (bis zu 200 E. auf 1 qkm).
Nicht wenige Dörfer haben eine Einwohnerschaft von mehreren Tau-
senden.
Siedelungen. Die größten Siedelungen der Vorderpfalz folgen der
Rheinstraße. Es liegen hier die Festuug Germersheim, 6000 E., die Be-
schützerin des Rheinüberganges, und die Kreishauptstadt Speyer mit ihrem
herrlichen Dome, der Rnhestätte mehrerer deutschen Kaiser, 22000 (S.1) Be-
deutend sind auch die Brauereien Speyers. Weitaus der wichtigste Platz der
pfälzischen Rheinebene ist jedoch Ludwigshafen. 1840 uoch unter dem
Namen Rheinschanze ein Ort von 90 Einwohnern, zählt es jetzt 72000 E. und
steht demnach in der Volkszahl unter allen pfälzischen Städten an erster Stelle.
Lndwigshafen hat hauptsächlich chemische Fabriken, einen lebhaften Handel und
ist der Ausgangspunkt des pfälzischen Bahnnetzes. Dieser außerordentliche Auf-
schwung der Stadt erklärt sich hauptsächlich durch die Guust ihrer geographischen
Lage. Hier beginnt die Rheinschiffahrt im großen, hierher führen auch viele
Bahnen. (Abb. S. 60.) — Rheinabwärts, eine stunde vom Flusse entfernt, liegt,
mit dem Rheine durch eiueu Kanal verbunden, Frankenthal, 18000 E.,
mit bedeutender Zuckerfabrik, Glockengießerei und verschiedenen anderen großen
Betrieben.
Verkehrslinien. Für den Verkehr hat die pfälzische Rheinebene ganz
besondere Bedeutung; ist sie doch ein Teil der Oberrheinischen Tiefebene, die
zu allen Zeiten eine große Handelsstraße bildete. Es laufen denn auch zwei
x) Durmayer-Langl, Der Dom zu Speyer, Wien. Holzel.