1913 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Wagner, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
34 Zweiter Teil. Das Königreich Sachsen.
Fast 500 Jahre haben die Sorben hier gehaust. Viele Ortsnamen (auf itz, is,
itsch) stammen noch aus jener Zeit. Aber auch manche Sitte, manches Wort hat sich
noch bis auf unsere Tage erhalten; z. B. Latschen (hlacice = Strumpf), hätscheln
(hejckam = auf den Armen schaukeln), Husche-
gans (hus = Gans), Viele (Lockruf für die Enten,
bielo = weiß). Der deutsche König Heinrich I.
trieb die Sorben wieder nach Osten. Zum Schutze
der Grenze gründete er Burgen, besetzte sie mit
tapferen Rittern, und mancher deutsche Ort eut-
stand im Schutze einer solchen Burg.
Tresden. (550 000 E.) Ein sorbischer Rundling
am rechten Elbufer, wo der Wald fast bis ans
Wasser reichte, ist der erste Anfang von Dresden
(sorbisch drezga = Sumpfwald). Gegenüber ent-
stand etwas später ein sorbisches Fischerdors. Aber
sechs Jahrhunderte vergingen, ehe die sächsischen
!ii u n d l i n g s d o r f G r o ß b o r t h e Ii Fürsten hier eine Stadt anlegten, und zwar etwas
bei Dresden. weiter von der Elbe weg, wo kleine Seen eineil
Schutz boten (Seestraße, Am See!). Eine Holz-
brücke führte von dem Stadttor über die Elbe nach „Altendresden". Aus diesen
kleinen Anfängen ist allmählich die Großstadt von heute geworden. Erstens weil
die Lage in der Mitte des fruchtbaren Kessels und an der Einmündung zweier Seiten-
straßen günstig war (Weißeritz, Prießnitz), vor allem aber durch die Gunst der Fürsten,
die hier ihre Residenz ausschlugen. Ein Schloß mit zwei Hoskirchen, ein
„Zwinger" (ursprünglich als Palast bestimmt), der herrliche Kunst- und Naturalien-
sammlungen enthält, zwei Hoftheater, der „Große Garten" — das alles sind Schöp-
fungen sächsischer Fürsten. Als Landeshauptstadt besitzt Dresdeu ferner
große Gebäude für die Ratgeber des Königs, die Minister und deren Beamten,
für die Steuerbehörden usw. In dem Landtagsgebäude oder Stände-
h a u s e versammeln sich die Abgeordneten des Volkes, um die Gesetze zu beraten.
Ein besonderes Stadtviertel nimmt in seinen K a s e r n e n Tausende von Soldaten
auf. Die Sammlungen, das herrliche Stadt- und Strombild, das sich besonders
von der „B r ü h l s ch e n T e r r a s s e" zeigt, die schöne Umgebung locken jähr-
lich Scharen von fremden Besuchern herbei. So ist Dresden zunächst also
Residenz, Beamten-, Militär- und Fremdenstadt. Aber die günstige Lage an
einem schiffbaren Strom und wichtigen Landstraßen haben den Handel zum
Aufblühen gebracht; der K ö n i g - A l b e r t - H a f e n und der Hauptbahn-
h o f sind die großartigsten Beweise für ,den regen Verkehr. Gute Verkehrs-
wege erleichtern aber das Herbeischaffen von Rohprodukten aller Art; dazu kommt,
daß in unmittelbarer Nähe der Stadt, jenfeits des felsigen „Planenschen
Grundes" im Tale der Weißeritz gute Steinkohlen gefunden werden (Pötz-
scha p p e l, Döhle n). So entwickelt sich Dresden in neuester Zeit zur
Industrie st a d t. Zigaretten, Schokolade, Fährräder, Nähmaschinen, Photo-
graphische Apparate sind nur einige der wichtigsten Produkte.
Pororte Dresdens. Von dem Königlichen Lustschlosse Pillnitz am Fuße
des Borsberges zieht sich am rechten Elbufer eine Kette freundlicher Villen-
I