1910 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 21. Die vorderasiatischen Länder.
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to. Küstensaum dacht sich zum Ägäischen Meere ab, wie der vielgeschlängelte
Mäander ^ und seine Parallelflüsse beweisen; hier hemmt kein Rand-
gebirge das tiefere Eindringen milder und befruchtender Seeluft: Der
Ölbaum gedeiht. Zackig verläuft die halbinselreiche Küste am griechischen
Jnselmeer, denn wie in Kleinasien meistens streichen die Gebirgszüge von
O. nach W. und greifen noch als Halbinseln und Küsteninseln ins Meer
hinaus. Die Buchten aber, die zwischen den Gebirgsrippen der W.-Küste
ins Land hineinreichen, unterliegen starker Versandung durch die Flüsse.
So hat der Mäander die Umgebung des altberühmten Milet völlig um-
gestaltet; ein Haien könnte hier nicht mehr bestehen. Auch Ephesus
ist durch Zaschwemmung erloschen.
Kleinasien ist das Land der Osmanen, d. h. der Türken, die sich
hier um 1300 unter ihrem Führer Osman vereinigten; von hier aus un er e r-)
gingen sie wie einst der Perserkönig Xerxes über die schmalen Meerengen
im Nw. erobernd auf die Balkan-Halbinsel hinüber; schon als sie sich noch
auf Kleinasien beschränkten, hatte ihr Eroberungsstaat doch seinen Kern
im Nw. Hier residierte ihr Sultan zu 'Brussa am Fuße des prächtigen
kleinasiatischen Olymp. Im inneren Kleinasien gedeiht, wie gewöhnlich
in trockner Luft, die Schafzucht am besten: Pillaw, gebratener Hammel
mit Reis, ist Lleblingsipeise der Türken. In der Landschaft Angora
sangora^ n. von der großen Salzsenke gedeiht die seidenhaarige Angora-
Ziegen-und Katzen-Rasse; westlicher liegt die Hauptfundstätte des Meer-
schaums. Abgeneigt gegen Seeverkehr, lieber nach der Sitte der Vor-
fahren das Rotz pflegend und bäuerlich beschäftigt, hat der Türke die
Küsten meistens den Griechen überlassen, dte zumal an der wasserreichen
W.-Seite sehr rege Handel und Gewerbe, besonders aber Schiffahrt be-
treiben. Im äußersten Nw. kämpften einst die Griechen vor Troja; auf
der südwestlichsten Landspitze wurde Herodot, der Vater der Geschichte wie
der Lander- und Völkerkunde, geboren, und an dem jonischen Mittelstreifen
der W. Küste entstanden Homers Gesänge. Hier liegt auch jetzt wieder
die wichtigste Handelsstadt *Smprna, wo des Handels wegen auch viele
Franken wohnen, wie man im Morgenlande alle Europäer nennt, weil
das mächligsie Volk Europas zur Zelt des Vordringens der Araber gegen
Europa die Franken waren; 2 Ht. E. — Zu den zahlreichen Inseln des
Ägäischen Archipels gehören Samos, nw. von der Mäandermündung,
und im Sw. Rhodus, von wo die Johanniter nach dem Scheitern der
Krnizzüge als „Rhoviser" tapfer den Sarazenen, d. i. Moslim, weiteres
1 Xihfifcö Menderes [rnenben§] -Tschai (tschai im Türkischen = Fluß).
Lampe, Erdkunoe. Heft 2. q