1910 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Viii. Asien.
von ihm getrennten Palkstraße liegt die birnenförmige Insel Ceylon,
reich an allen Arten von Edelsteinen; sie erhebt sich indessen selbst mit
ihren höchsten Berggipfeln im S. noch lange nicht bis zur Höhe des
ewigen Schnees, so wenig wie Dekan, das in seinem S. Gipfel trägt,
die denen Ceylons gleichkommen.
b) Kulturelle Ehedem wohnten in Indien fast allein die dunkelhäutigen Dravida
Entwicklung. ^räwida^-Völker, die wenigstens sprachlich keiner der übrigen bekannten
Rassen angehören. In hohem Altertum drangen die arischen Inder,
die Sanskrit-Sprache redend, durch die Kabul-Pforte als Rinderhirlen
und Ackerbauer ein; teils verdrängten sie die Vorbewohner, teils ver-
mischten sie sich mit ihnen, besonders im Dekan, und werden nun Hindus
genannt. Sie haben ihre uralte brahmanische^ Religion noch größten-
teils bewahrt und ebenso die Ständescheidung in Kasten; diese bürgerte
sich, ähnlichen Verhältnissen im alten Ägypten vergleichbar, in dem von
jeher am dichtesten bewohnten, also Arbeitsteilung leicht gestattenden
Gangesgebiet ein. Die Inder entwickelten eine hohe Kultur: Sie dichteten
die Bedas [rnedaä], malte Psalmen in Sanskrit, höhlten unterirdische
Tempel mit kunstreichen Götterbildern in Felsen aus, trieben die früheste
Kunstweberei in Baumwolle, erfanden die dekadischen Ziffern^,
sind aber in ihrem reichen Lande unkriegerisch geworden, so daß es
wiederholt von Fremden erobert wurde. Seit dem Jahre 1000 drangen
wiederholt vom Kabul her wie einst schon Alexander d. Gr., Mohammedaner
ein, deren Islam noch heute in Indien weit verbreitet ist; 500 Jahre
später machte ein mongolischer Eroberer Vorderindien zu einem mohamme-
danischen Reich, das er wie seine Nachfolger unter dem Titel Groß-
Mogul regierte. Nach Gamas Entdeckung des Seeweges nach Ostindien
ums Kap (1498) setzten sich die Portugiesen, später die Franzosen
und Engländer an den indischen Küsten fest, und diesen fiel seit dem
18. Jahrhundert allmählich das zerstückelte Reich des Groß-Mogul in
die Hand. Den größeren Teil besitzt jetzt England als Indisches
Kaiserreich; die noch unter indischen Fürsten stehenden Staaten sind
gleichfalls ganz von ihm abhängig, da England den Heeresschutz über
sie ausübt.
c) Wirtschafts- Siebenmal so groß wie das Deutsche Reich, ist Indien mit fast
* e"' 300 Mill. E., beinahe 1/s der Menschheit, nächst China das volkreichste
1 Nach Brahma, dem obersten Gott dieser Religion, benannt. — 2 Wir nennen
die zum Gemeingut aller Kultmvölker gewordenen dekadischen Ziffern im Gegensatz
zu den römischen „arabische", weil wir sie durch Vermittlung der Araber aus Indien
erhielten.