1873 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 37
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bildungsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kampf hörten alle Widerstandsversuche auf. In Spanien kämpfte Karl gegen die Mauren und gründete zwischen Pyrenäen und Ebro die spanische Mark (Roland t bei Roncevalles). Baiern, dessen Herzog Thassil-o sich gegen ihn empörte, und die östliche Mark (Österreich), die den tartarischen Avaren gehörte, wurden ebenfalls dem Frankenreiche einverleibt. Im Kampf gegen die Slaven, die bis zur Elbe hin wohnten, legte er den Grund zu der Mark Brandenburg. Am ^ahre 800 wurde er von dem Papste Leo Iii. zum römischen Kaiser gekrönt; von nun an sollte die ganze abendländische Christenheit unter einem weltlichen und einem geistlichen Oberhaupte vereinigt sein. Karls Regierung ist nicht minder ausgezeichnet durch innere staatliche Einrichtungen und durch seine Sorge für geistige Bildung des Volks, als durch die Ausdehnung, die er feinem Reiche gab. Namentlich ordnete er das Rechtswesen; Cent grasen hielten wöchentlich ein Gemeindegericht, Gaugrafen monatlich ein Gaugericht, und vierteljährlich bereisten Sendboten größere Distrikte, um das Ganze zu prüfen. Die Gesetze wurden von einer Versammlung aller Freien (Maifeld) bestätigt. Die Kammerboten hatten die Kron-güter zu verwalten und die Lehen zu beaufsichtigen. Die Lehnsverfafsung (Feudalwesen, Lehnsherr, Vasall), allmählich aus den alten germanischen Einrichtungen entstanden, beruhte darauf, dass der König einen Theil seiner Domänen hervorragenden Adeligen auf Lebenszeit als Lehen gab; dies geschah vielfach auch von kleinern Besitzern und von geistlichen Machthabern, ja selbst ein Theil der Lehen wurde nicht selten wieder zu Lehen gegeben (Afterlehen); durch das Band der Treue waren so alle Freien unter einander verknüpft, und der Genuss eines Lehens wurde mit der Zeit wichtiger, als der freie Grundbesitz. Nach Karls Tode wurden aber die Vasallen immer unabhängiger, indem sie die Erblichkeit ihrer Lehnsgüter ertrotzten. Durch Verbesserung der Kirchenmusik, durch Klosterschulen und Domstifter,° durch Verbreitung der altrömischen Bildung, durch Sammlung der deutschen Heldenlieder und durch Bauten im römisch-byzantinischen Stil machte sich Karl nach allen Seiten hin um höhere Bildung verdient; nicht minder gedieh das materielle Wohlsein der von ihm beherrschten Völker. Er starb 814.
§. 51. Auflösung -es Fraukenreiches. Ludwig der Fromme, Karls d. Gr. Sohn (814— 840), verlor das Reich durch die Schwäche, die er gegen seine undankbaren Söhne bewies; diese theilten sich in die Herrschaft durch den Vertrag zu Verdun (843), fodafs Ludwig der Deutsche (843—876) Deutschland, Karl der Kahle Frankreich, Lothar Italien, Burgund, Lothringen und die Kaiserwürde erhielt. Unter Karl dem Dicken, einem trägen Fürsten (876—887) ward das Frankenreich noch einmal zu einem Ganzen vereint. Weder er noch sein Vorgänger Ludwig konnten das Frankenreich vor den Angriffen der Normannen (§. 52) und der immer mehr erstarkenden Macht der Großen beschützen; darum setzten ihn die deutschen Fürsten ab und wählten Arnulf von Kärnthen (887—898) an seiner statt. Dieser kämpfte siegreich gegen die übermütigen Fürsten, gegen Normannen und Slaven, zag aber die Magyaren oder Ungarn, ein sinnt)ches, vom Ural nach dem heutigen Ungarn gewandertes Volk, in die deutschen Verhältnisse hinein. Mit Arnulfs Sohne, Ludwig dem Kinde (898—911), starben die Karolinger in Deutschland aus. Die Herzoge von Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben, Baiern, Kärnthen und andere Mächtige wählten Ko^rrad von Franken zum König. So ward Deutschland ein Wahlreich. In Italien hörten