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1. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 97

1873 - Berlin : Gaertner
- 97 - zu Gebote stehenden Mittel nicht benutzten (Schlacht bei Mühlberg, 1547). Die Kurwürde nebst Kursachsen kam an Moritz von Sachsen; den Söhnen Johann Friedrich's ward ein ihrem Rang entsprechendes Einkommen zugesichert (Entstehung der jetzigen Herzogtümer Sachsen), Johann Friedrich selbst aber zu ewiger Gefangenschaft verurtheilt. Durch Treulosigkeit gegen Moritz und Joachim von Brandenburg bemächtigte sich Karl auch der Person Philipp's von Hessen und machte ihn zum Gefangenen. Die meisten Städte unterlagen, aber Bremen und Magdeburg blieben in dieser unglücklichen Zeit unbesiegte Stätten des Protestantismus. — Indessen hatte sich das Tr ident in er Konzil, das 1545 eröffnet worden war und sich nicht im mindesten geneigt zeigte, auf eine Reform der Kirche, wie Karl sie selbst der Verständigung mit den Protestanten wegen wünschte, ein* j zugehen, nach Bologna übergesiedelt. Dies führte einen Bruch zwischen dem Papst und dem Kaiser herbei; letzterer brachte aus dem Augsburger Reichstage die protestantischen Fürsten zu dem Versprechen, sich dem Konzil zu unterwerfen, wenn es wieder nach Trident verlegt würde. Indessen erließ Karl das Augsburger Interim (1548), das Bestimmungen darüber traf, wie es bis zur endlichen Festsetzung durch das Konzil zu halten sei. Den Protestanten waren inbetreff des Abendmahls und der Priesterehe Zugeständnisse gemacht, auch sollte die päpstliche Macht beschränkt werden; aber in den meisten Dingen blieben die Bestimmungen der katholischen Kirche ausrecht erhalten. Die katholischen Stände verwarfen -das Interim, die protestantischen Fürsten fügten sich größtenteils, die norddeutschen Städte wiesen es zurück; hierhin nahmen nun viele evangelische Prediger, die sich gleichfalls nicht beugen wollten, ihre Zuflucht. Im Aufträge Karl's bekämpfte Moritz von Sachsen, der trotz seines Übertritts sich vom Protestantismus nicht gänzlich losgesagt hatte, eben die Stadt Magdeburg, wo die Bürgerschaft sich mit Ausdauer und Mut vertheidigte. Da wurde die Aufregung gegen Moritz, zumal in Sachsen, vontag zutag so groß, dass er sich zu einer neuen und von niemand erwarteten Schwenkung seiner Handlungsweise entschloss (1551). Schon längst durch die unrechtmäßige Gefangenschaft feines Schwiegervaters Philipp von Hessen beleidigt, verband er sich insgeheim mit mehreren protestantischen Fürsten und dem französischen König. Er wusste alles so verschwiegen und geschickt zu leiten, dass Karl, der sich ohne Truppen in Innsbruck befand, nicht das Mindeste ahnte; plötzlich brach Moritz nach Süddeutschland aus und schritt so schnell vor, dass Karl kaum Zeit zur Flucht übrig behielt und statt seiner sein Bruder Ferdinand den Passauer Vertrag abschließen musste, der die Herstellung des Friedens in * Deutschland zur Folge hatte (1552). Karl selbst gab jetzt die deutschen Angelegenheiten auf und überließ seinem Bruder den Vorsitz beim Augsburger Reichstage. So kam der Augsburger Religionsfrieve zu Stande (1555), der den Protestanten die Augsburger Konfession, völlige Gewissens- und Religionsfreiheit, politische Rechtsgleichheit mit den Katholischen und den Fortbesitz der bereits eingezogenen Kirchengüter zusicherte. Für Unterthanen, die sich nicht zu der Religion ihres Landesfürsten bekannten, wurde das Recht freien Abzugs und für die Bleibenden Duldung ausbedungen. Über die Forderung der Katholischen, dass die geistlichen Stände, die in Zukunft der neuen Kirche beitreten würden, ihrer Ämter und Einkünfte verlustig gehen sollten, konnte man sich nicht einigen, und es wurde der sogenannte geistliche Vorbehalt als Reichsgesetz ausgesprochen. Dadurch L ange, Allgem. Geschichte. 7. Aufl. 7
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