1912 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutsches Reich
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Allgemeine Übersicht. 75
besonders die Oberrheinische Tiefebene, das Neckar - und Main-
gebiet. Die ausgezeichnetsten Gartenkulturen finden sich um Bamberg, Erfurt
und Hamburg. — Auch seine Weingaue hat das deutsche Land. In F r a n k e n
und in der Pfalz, im Tale dermofel und des Neckars, vor allem
aber im Rheingau schlingt sich die Rebe fast um alle nach S. gerichteten Hänge.
Ein Blick auf die Klimakarte läßt denn auch sofort erkennen, daß hier die wärmsten
Gegenden Deutschlands sind. — Unter den übrigen Bodenerzeugnissen sind noch
Hopfen in der Main- und südlichen Neckargegend, im Elsaß und an der Donau,
Tabak in der Oberrheinischen Tiefebene und Zuckerrüben in der preußischen
Provinz Sachsen von Wichtigkeit. Im Norddeutschen Tieflande, besonders im
nordöstlichen Teile, findet sich hauptsächlich der Großgrundbesitz vertreten, wogegen
in Mitteldeutschland und noch mehr in Süddeutschland die Güterzersplitterung
vorherrscht, besonders in der Rheinebene.
Von großer Bedeutung ist ferner in Deutschland die musterhafte Forstkultur;
denn mit der Waldwirtschaft blühen auch eine Anzahl davon abhängiger Industrie-
zweige, wie Holzschnitzerei, Bereitung von Teer, Pech usw. und auch der Handel
zieht seinen Gewinn davon. — Von dem Boden des Deutschen Reiches ist % mit
Wald bedeckt.
Wie meist in den ackerbauenden Ländern, erfreut sich auch in Deutschland
die Viehzucht der sorglichsten Pflege. Die schönsten Rinder trifft man in den wiesen-
reichen Marschgegenden, in Oldenburg und F r i e s l a n d, und in den Ge-
birgsgegenden, wie in den A l l g ä u e r und Bayerischen Alpen (All-
gäuer, Miesbacher Rasse). Die Pferdezucht blüht vor allem in der Provinz
Preußen und in Mecklenburg, nicht minder in Oldenburg und Hol-
stein. — In der Zucht edler Schafe stehen obenan Sachsen, Schlesien
und Brandenburg. — Die meisten und besten Schweine liefern W e st -
f a l e n (westfälische Schinken), B r a u n s ch w e i g , das Königreich und
die Provinz Sachsen, überhaupt Mitteldeutschland.
Noch mehr bevorzugt als hinsichtlich der Pflanzenwelt ist Deutschland
durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit seiner Bodenschätze. Am aus-
gedehntesten sind seine Kohlen- und Eisenlager (aus dem Kontinente sind es die
größten) und das sind ja gerade die Haupthebel der modernen Industrie. Diese
Mineralien treten vorzüglich auf in den R h e i n l a n d e n, in Schlesien
und im Königreich Sachsen; überall sind sie die Grundlage eines sich immer
mächtiger entwickelnden Fabrikbetriebes geworden. Hierzu kommt noch als Gegen-
stand bergmännischer Ausbeute oder salinischer Gewinnung das Salz, wovon
besonders mächtige Lager bei Staßfurt und in den Salzburger Alpen eingebettet
sind. Ebenso bilden die zahlreichen unerschöpflichen G e f u n d b r u n n e n für
einzelne Gegenden ansehnliche Wohlstandsquellen. — An S i l b e r liefert Deutsch-
land (Harz, Erzgebirge, Oberschlesien) unter allen Staaten Europas die größten
Mengen, in der Förderung von Zinkerzen übertrifft es mit der Union
alle Staaten der Erde. Beträchtliche Bleierzablagerungen finden sich in der
Eifel; ferner ist der Bau auf Bleierze von großer Wichtigkeit in Ober-
fchlefien, wo im Tarno witz er Plateau auch das größte Zinkerzlager
Europas auftritt.
M. u. A. Geistbeck, Erdk. f. höhere Mädchenschulen. Ii. 6