1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Wolkenhauer, Wilhelm, Tronnier, Richard, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Bremen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
1. Das Deutsche Reich.
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Das Westelbische Tiefland dacht sich ganz allmählich nach dem Meere
ab. Die Küste hat einen Saum fruchtbarsten Marschlandes (Bild 10).
Das Binnenland ist meist sandiges, flachhügeliges Geestland von ge-
ringer Fruchtbarkeit. Zwischen Unterweser und Aller und Elbe zieht sich
als Fortsetzung des Flämings der Eeestrücken der Lüneburger Heide hin
(Bild 75). In ihr gipfelt das Westelbische Tiefland mit 170 m. Wo das
Wasser nicht genug Gefälle hat, sind aus absterbenden Pflanzen große
Moore entstanden. Sie überwiegen westlich der Weser, wo das ausge-
dehnte Burtanger Moor die Grenze zwischen dem Deutschen Reich
und den Niederlanden bildet. Aber auch zwischen Unterweser und Unter-
elbe sind sie sehr verbreitet. Die flachen Seen, der Dümmer und das
Steinhuder Meer, sind gleichfalls von Mooren umgeben.
75. Die Lüneburger Heide.
In der Lüneburger Heide ist der ehemalige Eichenwalds von dessen Pracht noch einzelne Baumgruppen
Zeugnis ablegen, als Schiffbauholz geschlagen. Infolgedessen wurde die fruchtbare obere Erdschicht
weggespült, und die Oberfläche zeigt seitdem in häufigerem Wechsel die drei Rückstände der eiszeit-
lichen Gletscher: Sandboden, Kies und Lehm. Wo der Sandboden nur dünn und locker ist, erscheinen
Hungergräser, Flechten und Moose, auf den feuchteren Strichen Sumpfheide (Erica), Binsen und
saure Gräser. Sonst aber herrscht in der einsamen, noch nicht angebauten Heide weitum das Sand-
Heidekraut (Lallunä). Im Mittsommer ist die Heide am schönsten. Dann schimmert sie im Purpur-
gewande des blühenden Heidekrautes, das so weit reicht, wie das Auge über die menschenleere, wellige
Fläche mit ihren Birkenreihen, Wacholdern, Eichenhagen und Kieferngehölzen zu blicken vermag.
Diese Landstriche werden nach holländischem Muster mehr und mehr kultiviert
durch Entfehnung (Fehimennz^Moor). Man sticht das Torfmoor ab, gräbt Kanäle,
die zum Fortschaffen des Torfes, zum Verkehr und zur Entwässerung dienen, und treibt
auf der oft sehr fruchtbaren Unterlage Ackerbau. Die am meisten aufgeblühte Moor-
kolonie dieser Art ist Papenburg an der Ems. Andere Teile werden durch Abbrennen
an der Oberfläche, wodurch der Moor- oder Höhenrauch erzeugt wird, auf einige Jahre
für den Anbau von Buchweizen, Kartoffeln und Hafer vorbereitet (Buntbild S. 102).