1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Wolkenhauer, Wilhelm, Tronnier, Richard, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Bremen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
§11
21
Die Neustadt, um 1620 planmäßig auf dem linken, südlichen Weserufer
angelegt, ist recht verschieden von der Altstadt. Die Straßen sind breit und
geradlinig, die Häuser zumeist kleine Wohnhäuser, jetzt vielfach mit Läden
und Werkstätten ausgestattet. Kaufhäuser wie in der Altstadt fehlen fast ganz;
dagegen sind in neuerer Zeit eine ganze Anzahl von Packhäusern und Fabrik-
gebäuden errichtet worden. Auch die Seefahrtschule, das Technikum und die
Kasernen sind hier. In der Neustadt befinden sich auch der Oberweserhafen,
in der Nähe der Eisenbahnbrücke der sog. Sicherheitshafen und der Holzhafen,
der von der Kleinen Weser abzweigt. Auch die Neustadt war bis vor einigen
Iahren von einem jetzt zugeschütteten Festungsgraben eingeschlossen, der durch
das Bunte- und Hohetor durchschnitten war. Der langgestreckte Buntentorsstein-
weg mit dem südlich sich an die Neustadt anlehnenden, planmäßig angelegten
Stadtteile bildet (seit 1876) die Südervorstadt.
Die erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Vorstädte,
die sich wie ein Kranz um die Altstadt gelegt haben, enthalten überwiegend
Wohnhäuser und machen mit ihren geraden, breiten und reinlichen Straßen
und ihren vielfach mit Glasveranden und Vorgärten gezierten Häusern einen
sehr freundlichen Eindruck. Bezeichnend ist auch das Fehlen großer Miet-
Kasernen; mehr als in anderen deutschen Großstädten bewohnt hier noch je
eine Familie ein Haus allein; daher denn auch die weitläufige Anlage der
Stadt1. Nach W, O und nach No zu geht die Stadt unmerklich in die Vor-
orte über,- nach N, namentlich in der Umgebung des Bürgerparks, hat sich
in neuester Zeit ein vornehmer Stadtteil entwickelt.
Seit dem 1. April 1902 gehören auch die bisherigen Landgemeinden Hastedt,
Schwachhausen, Walle, Gröpelingen und Woltmershausen als Vororte der Stadt
Bremen an. Immer mehr haben dieselben während dieser Zeit städtischen Charakter
angenommen und sich weiter ausgedehnt. Hastedt, früher ein altes Kirchdorf auf
dem 'Dünenzuge am rechten Weserufer, schließt sich unmittelbar an die östliche Vorstadt
und erstreckt sich bis Sebaldsbrück und zu dem hannoverschen Fabrikorte Hemelingen
(8000 Einw.). Schwachhausen zieht sich vorzugsweise an der Bremen—horner
Chaussee entlang, doch erstrecken sich auch zahlreiche neue Straßen in die alte Feld-
mark Schwachhausen. An der von prächtigen alten Eichen beschatteten Riensberger
Straße liegt der städtische Friedhof zum Riensberg mit einem Krematorium. Walle
liegt nordwestlich an der Chaussee Vegesack—geestemünde auf der Dünenkette, die das
rechte Weserufer begleitet, doch ziemlich entfernt von der Weser. Bei Walle der Waller
Friedhof. Der Vorort Gröpelingen liegt ebenfalls an der Chaussee nach
Vegesack—bremerhaven, doch mehr auf der westlichen Seite derselben. Hier schließen
sich die Werften der Aktiengesellschaft Weser an die Industrie- und Handelshäfen an.
Gröpelingen ist der größte Vorort. Am linken Weserufer, unmittelbar an die Neu-
stadt grenzend, liegt der Vorort Woltmershausen/hier ist seit 1900 die neue
städtische Gasanstalt errichtet. Seit 1906 besitzt Woltmershausen auch eine eigene Kirche.
1 Die Stadt Bremen bedeckt mit Wallanlagen, Stadtgräben, dem zur Stadt ge-
hörigen Teil des Werders und den 1902 angeschlossenen Vororten eine Fläche von
5333 Hektar: davon kommen auf die Altstadt mit Wallanlagen 114 Hektar, auf die
Neustadt mit Wallanlagen und Stadtwerder 301, auf die Vorstädte 4918 Hektar -
Nach der Anzahl der Wohnhäuser (rund 23000) stand Bremen 1900 unter den 33 Groß-
städten Deutschlands an vierter Stelle, nur etwa 8 Bewohner kommen auf ein Haus
(in Hamburg 23, in Berlin 50). Der geringen Bewohnerzahl entspricht natürlich ein
verhältnismäßig kleiner Grundriß und eine geringe Höhe des Hauses. Die Mehrzahl
der Wohnhäuser ist im Gegensatz zu anderen Großstädten nur ein- und zweistöckig.
Jm Jahre 1905 waren 50% der Privathäuser nur von einer Familie, 32°/<, von
Zwei Familien bewohnt.