1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 5
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1906
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich.
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1. In Westfalen liegt Minden an der Weser, nahe der Westfälischen Pforte,
durch welche die Straße von Bremen nach Köln (jetzt die Köln-Mindener- Eisen-
bahn) führt. Bielefeld, in einer Lücke des Teutoburger Waldes gelegen, ist der
Hauptsitz der westfälischen Leinenindustrie.
2. In der Provinz Hannover liegen die Universitätsstadt Göttingen an
der Leine und das altertümliche Hildesheim an der Innerste, einem Nebenflusse der
Leine; ferner am Nordwestende der Weserkette Osnabrück; Kohlen- und Eisenerz-
lager in dessen Nachbarschaft haben die Stadt nunmehr zu einem Hauptmittelpunkt
der Eisenindustrie im nordwestlichen Deutschland gemacht.
Die Kleinstaaten im Weserberglande sind:
1. das Fürstentum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen;
2. das Fürstentum Lippe mit der Hauptstadt Detmold. Unweit davon
erhebt sich auf dem Teutoburger Wald das riesige Hermanns-Denkmal, zur Erinne-
rnng an den. Sieg des Cheruskerfürsten Arminius über die Römer (i. I. 9 n. Chr.)
errichtet. — Östlich von Lippe ist der vielbesuchte Badeort Pyrmont, eine waldecksche
Exklave;
3. das Fürstentum Schaumburg-Lippe mit Bückeburg.
4. Endlich hat auch das Herzogtum Brauuschweig hieran Anteil.
Das Weserbergland ist politisch sehr zersplittert.
Thüringen und Harz.
1. Thüringen. Die beiden Teile Thüringens sind der Thüringer Wald
und die Thüringer Hochfläche.
Der Thüringerwald. Seine südöstliche Hälfte, der Frankenwald,
ist ein breites Schieferplateau wie das Rheinische Schiesergebirge und zieht vom
Fichtelgebirge bis zur Werraquelle. Die nordwestliche Hälfte dagegen, der
eigentliche Thüringer Wald, verschmälert sich kettenartig und erreicht im
Jnselsberg 900 m, im Beerberg 1000 m Höhe. Der Thüringer Wald ist
hiernach ein langgestrecktes, dichtbewaldetes Gebirge, das aus zwei sehr verschieden-
artigen Teilen besteht.
Landschaft. Das Gebirge weist einen anmutigen Wechsel von wiesen-
grüueu Tälern und dichtbewaldeten Höhen auf. Zum Kamme hinauf führen
allenthalben wohlgepslegte Wege und Straßen, auf dem Kamrye selbst zieht der
Rennsteig hin mit reizvollen Ausblicken nach Franken und Thüringen. Die
landschaftliche Schönheit des Thüringer Waldes wird daher mit Recht viel ge-
priesen.
Boden und Erwerb. Die Bewohner leben teils von Wald- und Holz-
arbeit, teils von der Gewinnung und Verarbeitung der Bodenschätze des Gebirges.
Sie betreiben vielfach Glas-und Porzellanfabrikation, Suhl hat eine Gewehrfabrik;
der Frankenwald ist das Land der Schiefertafelmacher, Sonneberg erzeugt Spiel-
waren. Gar mancherlei Beschäftigung bietet also der Thüringer Wald seinen
Bewohnern.
Die Thüringer Hochfläche liegt zwischen Thüringer Wald und Harz.
Sie ist ein flachwelliges, von einzelnen steileren Rücken durchzogenes Land und senkt
sich ziemlich tief nach Osten hin (Jena 150 m), weshalb ihr Hauptfluß, die Uuftrut,