1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 5
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1906
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich.
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A. Das Westdeutsche Tiesland und die Nordsee.
Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erdeben sich einige
Rücken bis zu 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiefland nahezu vollkommen
flach wie die benachbarten Niederlande.
Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb
die Nordseehäfen niemals Anfrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr
gestatten, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die
Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig.
Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems.
Die Weser, vou ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra
genannt, tritt durch die Westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vor-
herrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß
von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der
rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die
Ems entspringt aus dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab-
schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser
in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weilen Mooren um-
geben, weshalb anch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Flun mündet
in den Dollart. Das Westdeutsche Tiesland ist infolge seines niederschlagsreichen
Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert.
Bodenbeschaffenheit. Die Marschen. Längs der Küste zieht ein voll-
kommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das
durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluteu geschützt werden muß. Das siud
die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, besonders geeignet
zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät.
Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel.
Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen
Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht auf-
genommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links
der Ems auf; das größte ist das- Bonrtauger Moor. Den Bewohnern, die
in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes
Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schissahrts-
kanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolomen). Ackerbau und Viehzucht er-
geben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen
zu kultivieren, wodurch der sog. Her auch*) entstand, der oft tief bis in das
Innere von Deutschland zog.
Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter
mageren, sandigen Boden, der leichte Getreidesorten und Kartosseln trägt.
Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen
Elbe und Aller. Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grund-
läge der starfverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahlreichen Heidschnucken
(grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber wird sie mehr und mehr
kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt.
') Her auch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch.
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