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1. Aus der allgemeinen Erdkunde, Länderkunde von Mitteleuropa - S. 21

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Länderkunde Preußens usw. 21 3. Die ebenen Moorflächen bieten dem Wanderer einen trostlosen Anblick dar. Kein frisches Grün erfreut das Auge. Selten unterbricht ein Weiden- oder Haselstrauch die schauerliche Eintönigkeit des schwarzbraunen Bodens, der mit Moorgras und Binsen inselartig bedeckt ist. Vereinzelt ragt melancholisch der weiße Stamm der Birke aus dem dunklen Erdreich empor. Dürftig ist auch das Tierleben. Kein Vogelgezwitscher ertönt über der an Gebüsch und Nistplätzen armen Landschaft. Nur das Birkhuhn, die menschenscheue Rohrdommel und die lichtscheue Sumpfeule flattern umher. In den schmutzigen Morastgewässern hausen Frösche und Salamander. Kreuzotter und Ringelnatter schlängeln sich über den heimtückisch schwankenden Boden. Von Zeit zu Zeit unterbricht der schrille Schrei des Kiebitz und der klagende Ruf des Moorhuhns die unheimliche Stille. Sonst ist alles schweig- sam, regungslos, tot. Das Moor ist eine schauerliche Einöde. 4. Trotz der Unwirtlichkeit finden sich in den Mooren auch menschliche Be- wohner. Ihre armseligen Torfhütten bestehen aus einem einzigen Raum, der nicht nur Küche-, Wohn- und Schlafgemach ist, sondern auch noch in einer Ecke notdürftig abgezäunt die kleine Moorkuh und ein paar zottige Moorschafe be- herbergt. In der Mitte der Torfhütte glimmt auf einem Sandhaufen Tag und Nacht ein qualmiges Torffeuer. Hinter der Moorkate dehnt sich ein spärlicher Acker aus, auf dem der Moorbauer etwas Buchweizen und Kartoffeln erntet. Daneben gräbt und trocknet er über seinen Bedarf hinaus Torf, den er verkauft und dadurch die notwendigsten Barmittel erwirbt. Die Moorbewohner führen eine dürstige Lebensweise. 5. Auf den ersten Blick erscheint der Moorboden für die Urbarmachung un- geeignet. Doch haben die Moorbewohner schon von jeher versucht, ihn als Acker- land nutzbar zu machen. In den letzten Jahren wird an der Moorkultur mit be- sonders großem Eiser gearbeitet. Es besteht die Hoffnung, daß schließlich alle öden Moorflächen nach und nach verschwinden werden. a) Früher suchte man durch Moorbrennen den Boden für den Anbau zu gewinnen. Die dazu bestimmte Fläche wurde zunächst durch Gräben entwässert. Dann lockerte man die obere Torfschicht mit Hacke und Spaten auf und setzte sie in Brand, nachdem sie genügend ausgedörrt war. In die abgekühlte Moorasche säte der Moorbauer dann Buchweizen, der in günstigen Jahren gute Erträge lieferte. Fünf bis sechs Jahre brannte und besäte man dasselbe Buchweizenfeld, dann aber mußte man es wieder mindestens die gleiche Zeit brach liegen lassen. Vereinzelt findet sich dieser Raubbau heute noch. b) Die gegenwärtige Art der Bodenverbesserung ist vornehmlich die sogenannte Fehnkultur (Fehn, Venn —Morast, Sumpf). Man wendet sie besonders bei sol- chen Mooren an, die sich in der Nähe eines schiffbaren Flusses ausbreiten. Zunächst werden Kanäle angelegt, die den Boden entwässern und zugleich eine Verkehrs- Verbindung mit dem Flusse herstellen. Der Torf wird nun abgegraben. Dann lockert man die darunter liegende Sandschicht auf und vermengt sie mit Torfschlamm, Straßenkot, Schlickerde aus der Marsch und künstlichen Düngestoffen. Auf diese Weise entsteht sehr fruchtbarer Boden, der sogar Weizen und Raps trägt. c) Bei der Dammkultur braucht der Torf nicht erst völlig abgestochen zu werden. Man teilt die Moorsläche durch 3—4 m breite und tiese Gräben in Streifen
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