1911 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Heise, Ernst, Marquardt, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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daher auch der Kanal von Jsmailia zum Suezkanal. Große Be-
deutung für den Handel hat auch der vom Rosettearm ausgehende
und bei Alexandria mündende Mahmudiehkanal, der diese wichtige
Handelsstadt mit dem Innern des Landes in lebhafte Verbindung
setzt. Hat schon der vereinigte Nilstrom von Chartum bzw. Berber
ab kein so starkes Gefälle mehr, so fließen die Fluten in seinem
Mündungsbereiche erst recht trägedahin. Das lagunenreiche Gebiet
wird ebenfalls durch den Nilschlamm befruchtet, der diesen Untergrund
eines früheren Meeresbusens stark erhöht hat, wie denn wohl ein
noch weiterer sich an das Delta anschließender Teil Ägyptens
als ein ausgedehntes ehemaliges Ästuarium anzusprechen ist. Das
ganze Tal Ägyptens aber (inbegriffen auch jene erwähnten schmalen
Talstreifen Nubiens) wird vom Nil mit seinem Schlamme aus-
gefüllt, und jedes Jahr von Ende Juni bis Ende September
schwillt der Strom in den besagten Gebieten immer wieder von
neuem an und versorgt das Land mit einer fruchtbaren Schlamm-
decke. Durch Kanäle, Schöpfräder und bedeutende Stauwerke
leitet man sein Wasser auch auf höher gelegene Gebiete, um auch
diese mit seinem Schlamme zu düngen. Da in dieser Zeit das Land
einem gewaltig großen See gleicht, so sind die von Palmen um-
kränzten Siedlungen natürlich aus entsprechenden Anhöhen
(Inseln) angelegt. So wird der Nil zum Segensspender besonders
Ägyptens, soweit es nicht — West- und ostwärts — Sand- bzw.
Steinwüste ist. Nach dem völligen Rücktritt des Wassers, der
noch allmählicher vor sich geht, wie das Steigen erfolgt, wird
dann der überaus fruchtbare Schlammboden (wann?) bebaut
und liefert die reichsten Erzeugnisse. Diese Alluvionen sind
teilweise von bedeutender Mächtigkeit, 10 m und mehr, im Mün -
dungsdelta wohl auch bis 15 in. Man sollte meinen, daß eine an-
dauernde Erhöhung des Bodens durch fortlaufende alljährliche
Auflagerung von Nilschlamm, welche in einem Jahrhundert
etwa 10 cm beträgt, eine weitere befruchtende Überschwemmung
seitens des Stromes erschweren, ja schließlich unmöglich machen
müßte. Dem steht aber einmal die gleichzeitig erfolgende Erhöhung
des Nilbettes entgegen. Zudem scheinen säkulare Senkungen dieses
Gebietes einen völligen Ausgleich der waltenden Kräfte herbei-
zuführen.
Die klimatischen Verhältnisse der Nilländer sind natur-
gemäß ganz verschieden. Schon im Bereiche Abessiniens
allein sind mannigfache Abstufungen bemerkbar. Die höheren,
gebirgigen Teile (Alpenland von Habesch) haben trotz der
Tropenlage ein gemäßigtes, mildes, ziemlich gesundes Klima
(reine Luft). In den tiefer gelegenen Gebieten, so auch in den
meisten Flußniederungen, erreicht die Wärme einen großen Teil