1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Mittel des Weltverkehrs. 71
Der Warenverkehr des Deutschen Reiches mit seinen Kolonien
bezifferte sich im Jahre 1909 auf ca. 70 Mill. Mk. Die Zunahme der
Einfuhr aus den Kolonien, insonderheit die von wertvolleren Handelsgewächsen
zeigt, daß die Erzeugnisfe unserer Kolonien immer mehr Bedeutung für den
deutschen Verbrauch gewinnen.
Die deutschen Kolonialgebiete in Afrika liefern als Ausfuhr-
stoffe Palmkerne. Kautschuk, Palmöl, Kakao und Elfenbein. Deutsch-
Ostafrika liefert hauptsächlich Kautschuk, Jnfektenwachs, Kopra, Sisalhanf,
Elfenbein, Kaffee und in steigendem Maße vorzügliche Baumwolle.
Deutsch-Südwestafrika liefert heute des. Kupfererze und Blei, wird
aber in Zukunft ein Hauptland für die Ausfuhr von Produkten der Vieh-
zucht und von Diamanten sein. Togo erzeugt Mais, Baumwolle, Palm-
kerne und Kautschuk. Kamerun Kautschuk, Kakao, Palmkerne und Elfenbein.
Die Südseekolonien führen vor allem Kopra aus. Eingeführt in die
deutschen Kolonien werden vom Reiche Fabrikate, die die Europäer und
Eingeborenen zum Lebensunterhalt, sowie zur Kultivierung des Landes
brauchen.
Ii. Tie wichtigsten Wege des Welthandels und Weltverkehrs.
Die Welt am Ende des 19. Jahr-
Hunderts steht unter dem Zeichen des
Verkehrs; er durchbricht die Schranken,
welche die Völker trennen, und knüpft
zwischen den Nationen neue Be-
ziehungen an.
Kaiser Wilhelm Ii.
Die wichtigsten Mittel des heutigen Weltverkehrs.
a) Eisenbahnen. Seit dem Jahre 1830 breitete sich der Bau von
Eisenbahnen über alle Erdteile aus. Die Eisenbahnen sind auf dem Lande
das beste Mittel für den Personen-, Waren- und Postverkehr. Beschwerliche
Landreisen, zu denen man früher Wochen und Monate brauchte, werden
heutzutage leicht, bequem und billig in Tagen zurückgelegt. Diese Er-
leichterung des persönlichen Verkehrs ist auf die Entwicklung von
Handel und Gewerbe von großer Bedeutung und erstreckt ihren Einfluß auch
auf die Denk- und Handlungsweise der Völker. In Kriegszeiten leisten die
Eisenbahnen bei Truppenbewegungen, Zufuhr von Mundvorrat und Schieß,
bedarf, Rückbeförderung von Verwundeten und Kranken u. s. w. unschätzbare
Dienste.
Im Warenverkehr führten die Eisenbahnen *wn wirtschaftlichen
Ausgleich der Güter. Auf die größten Entfernungen können heute z. B.
Bedarf und Überfluß an Nahrungsmitteln ausgeglichen werden. Dadurch
werden oft die unglückseligen Folgen örtlicher Teuerung beseitigt; andernorts
wird dem Mangel an Absatz bei der Überfülle von Gütern abgeholfen;
die Warenpreise gestalten sich gleichartiger, und die Warengewinnung wird
nach Menge, Art und Güte gesteigert.
Endlich vermitteln die Eisenbahnen in den einzelnen Ländern den
modernen Postverkehr und damit einen fruchtbaren Gedankenaustausch.