1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Himmelskunde. / 81
4. Tie Bewegung der Erde um ihre Achse (Umdrehung =
Notation). Jahrtausende hindurch hielt man an der Meinung fest, daß
sich alle Himmelskörper in 24 Std. um die Erde schwängen, wie es uns der
Augenschein zu lehren scheint. Erst Kopernikus (f 1543) gelang es, diesen
Irrtum dauernd zu beseitigen und jene alltäglichen Erscheinungen auf eine
Achsendrehung der Erde zurückzuführen, die sie in fast 24 Std. von W, nach
O. vollbringt.
Jene alte Meinung ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil bei der un-
gleichen und größtenteils ungeheuren Entfernung der Gestirne von der Erde
diese bei dem fraglichen Umschwünge eine undenkbare Geschwindigkeit entwickeln
mußte. So hätte der Mond in einer Minute 1700 km, die Sonne über 0,6
Miu. km, der nächste Fixstern gar 130000 Mill. km zu machen. Und nun erst
die fernen Milchstratzensonnen! Außerdem ist unsere Erde viel zu klein, um
einen derartigen Umschwung so ferner und großer Himmelskörper bewirken
zu können.
Bewiesen wird die Umdrehung der Erde durch die Ab-
plattung der Erde. Die Rotationsmaschine sowohl als auch eine weiche
Tonkugel auf einer in schnelle Umdrehung versetzten Töpferscheibe zeigen uns,
daß sich ein nachgiebiger Kugelkörper infolge der Umdrehuug an den Polen
abplattet und in der Aquatorebene ausweitet. Nun nimmt man mit Grund
an, daß das Erdinnere nicht absolut starr ist. Die Abplattung an den Polen
kann demnach nur von einer Umdrehung herrühren. Die Erde dreht sich also
um sich selbst.
Beweise für die Achsendrehung der Erde von W. nach 0. sind die
Passatwinde (s. S. 107) und angestellte Fallversuche. Da z. B. die
Spitze eines Turmes bei der Umdrehung einen größeren Schwingungskreis
durchläuft als sein Fuß, so können fallende Körper aus Turmeshöhe nicht
den Fußpunkt der Senkrechten treffen, sondern müssen etwas östlich davon
aufschlagen. Dies ist auch durch Fallversuche in Hamburg, in einem Berg-
Werksschachte zu Freiberg u. a. O. erwiesen. Folglich dreht sich die Erde
von W. gegen 0.
Aus der Achsendrehung der Erde erklärt sich der Wechsel
von Tag und Nacht. Wiederholt, was ihr im vorigen Jahre darüber
kennen gelernt habt! (Heft I, S. 89.) — Der Bogen, den die Sonne am
Tage über dem Horizont beschreibt, heißt Tagbogen; der Ergänzungs-
bogen unter dem Horizonte auf der Nachtseite wird Nachtbogen genannt.
Die gleichen Benennungen wendet man auch auf die Bogenstücke au, die ein
Ort der Erdoberfläche bei der Umdrehung in der Tag- und in der Nacht-
feite beschreibt.
5, Die Bewegung der Erde um die Sonne (Umlauf = Revo-
lution). Die Alten zweifelten nicht daran, daß sich die Sonne um die
Erde drehe. Erst Kopernikus klärte diesen Irrtum auf und bewies, daß sich
die Erde um die Sonne bewegt. Für den Umlauf der Erde spricht die
Steigerung der Sternschnuppenhäufigkeit in den frühen Morgenstunden, da
wir uns dann auf der Vorderseite der sich bewegenden Erde befinden. Wie
die Sonne alle andern Planeten, die von ihr Licht und Wärme erhalten,
zu einem Umlauf um sich zwingt, so auch unsere Erde. Bei diesem Umlauf
sind zwei Grundkräfte wirksam: die Fliehkraft, die die Erde gradlinig
hinaus in den Weltraum schleudern will, und die Schwerkraft, mit der
Schöne, Schulerdkunde Ii. 6