1911 -
Halle a. d. Saale
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Physische Erdkunde.
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Polarmeeren. Mehr als die Hälfte des Oberflächenwassers ist
über 20» warm. Das ist eine Tatsache, die für den Wärmehaushalt der
ganzen Erde von großer Bedeutung ist. Die große Masse des ozeanischen
Tiefseewassers ist eiskalt, auch unter dem Äquator; nur eine verhältnismäßig
flache Schicht an der Oberfläche zeigt größere Erwärmung.
Meerwasser ist schwerer als Flußwasser, hat daher eine größere Trag-
kraft und gefriert nicht so leicht. Aus den Polarmeeren dringen große
Mengen Treibeis und schwimmende Eisberge, ein Erzeugnis der riesigen
nordischen Gletscher, in die niedrigen Breiten. Man hat Eisberge bis über
100 m Höhe beobachtet, in seltenen Fällen allerdings, und da sich durch-
schnittlich Ve—1h ihrer Masse über die Meeresfläche erhebt, ist ihre Ge-
samthöhe viel bedeutender. Im Südlichen Eismeer treten Eisberge von
eigentümlicher Mauerform auf, die senkrechte Abstürze von 40—50 m auf-
weisen und häufig mehrere Kilometer lang sind.
4. Die Bewegungen des Meeres. Man unterscheidet Wellen-
bewegung, Gezeiten und Meeresströmungen.
a) Die Wellenbewegung entsteht durch den Druck des Windes auf
die Oberfläche des Wassers. Die Bewegungsform pflanzt sich fort, vergl.
die Wellen eines wogenden Getreidefeldes. Der große, breite Wogengang
auf offener See, der oft einem entfernten Sturmgebiet entstammt, heißt
Dünung. Sturmwellen erreichen sehr selten eine Höhe von 10—15 m;
8—9 m hohe Wellen sind bereits ungewöhnlich. In der Nordsee sind die
höchsten Wellen 6, in der Ostsee 41/2 m hoch. Wellen schreiten bis 24 m
in der Sekunde fort, also nicht so schnell wie ein starker Wind.
b) Die Gezeiten oder Ebbe und Flut s. S. 89 fg.
c) Bei Meeresströmungen bewegt sich das Wasfer dauernd nach
einer Richtung hin fort. Man unterscheidet warme und kalte Strömungen.
Jene führen aus den Äquatorgegenden warme Wassermassen mit sich nach
kälteren Breiten, wie z. B. der Golfstrom (S. 96 fg.) und im Großen Ozean
der Kuro-Schio, d. i. Schwarzer Strom, der an der Küste von Japan
entlang läuft. Die kalten Meeresströmungen führen kaltes, grünliches Wasser,
oft auch Eiswasser aus den Polargegenden nach den niederen Breiten. Zeige
die beiden Stromkreise des Atlantischen und Stillen Ozeans!
Die Ursachen der Oberflächenströme erblickt man in den regelmäßigen
Winden, Passaten und Westwinden der gemäßigten Zonen. — Die Meeres-
ströme beeinflussen das Klima und haben Bedeutung für den Verkehr und
Fischfang (Neufundland), sowie für die Verbreitung von Pflanzen
und Tieren.
5. Das organische Leben im Meere. Die Tierwelt des Meeres
ist sehr reich und mannigfaltig. Nicht nur Fische, sondern Tiere aller Klassen
kommen darin vor. Auch hat das Tierleben keine Tiefengrenze, sondern zeigt
sich in allen Meerestiesen. Zähle Seetiere auf! — Die Pflanzenwelt
des Meeres-besteht aus Tangarten und niederen Pflanzen.
6. Bedeutung des Meeres. Das Meer ist die Quelle der
Feuchtigkeit, die, aus ihm aufsteigend, sich über die Länder als Nieder-
schlag verbreitet. Durch Niederschläge und Seewinde beeinflußt das Meer
das Klima der angrenzenden Länder sehr wesentlich. — Auf die G e-
staltung des Festlandes wirkt es teils durch Zerstörung und Unter-