1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
130 D. Länderkunde Europas.
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5. Die einzelnen natürlichen Landschaften.
a) Der nördliche Gebirgsrand. Er wird gebildet
I. von dem spärlich bevölkerten Hochgebirge der Pyrenäen. Siehe S. 100.
Ii. von dem eisenreichen Kantabrischen Gebirge. Es stellt die westliche
Verlängerung der Pyrenäen dar und läßt am Meer einen schmalen, gut be-
wässerten Küstenstrich übrig, dessen saftige Wiesen, Laub- und Nadelwälder,
Obstgärten und Getreidefelder an die gesegneten Länder Mitteleuropas er-
innern. Hier ist als Hauptaussuhrplatz der Eisenerze Spaniens größte Eisen-
indnstriestadt Bilbao aufgeblüht.
b) Die Pyrenäen fallen nach 8 stufenförmig zum Aragonischen oder
Ebro-Tiesland ab. Der Ebro, der es bewässert, folgt der Neigung der
Ebene nach 80. Das gebirgige Katatonische Küstenland versperrt den
erfrischenden Seewinden den Zutritt zum Tieflande, das daher nur in den
Flußtälern ertragreich ist. Die einzige bedeutende Stadt des wenig bevölkerten
Tieflandes ist Zaragoza [ßaragoßa] am Ebro. In dem gewerbtätigen
Katalonien bildet Barcelona [barßelona] den Mittelpunkt der Webindustrie
und den ersten Seehandelsplatz Spaniens.
c) Das Kastilische Hochland senkt sich nach dem Atlantischen Ozean hin.
Dieser Richtung folgen auch die Flüsse, die sich tief in das Hochland und seine
Ränder eingraben. Auf der Altkastilischen Hochebene fließt der Duero.
Seine Schlauchmündung1 bei Porto (oder Oporto) hat nur für kleinere
Schiffe genügende Tiefe. Das Neukaftilische Hochland entwässert der
Tajo, der in die geräumige und herrliche Hafenbucht von Lissabon mündet,
und der Guadiana [gwadianaj, der sich in den Busen von Cadiz [fddiß]
ergießt. Nur eine kurze Strecke des Unterlaufes ist zur Schiffahrt geeignet.
Der W des Hochlandes steht unter dem Einfluß des Ozeans, ist daher gut
bewässert und fruchtbar. Das ganze innere Hochland dagegen, von dem die
Gebirge im N, im 0 und im S die Seewinde fernhalten, ist waldarm, trocken
und auf weite Strecken öde Heide. Sie trägt nur spärliches Futter für große
Herden von Ziegen und für die genügsamen braunwolligen Merinoschafe. Das
Hochland ist infolgedessen schwach bevölkert und hat nur wenige große Städte;
diese gehören meist den Küstenlandschaften an. Auf der Neukastilischen
Hochfläche wurde in wasserarmer, rauher Gegend Madrid, die Hauptstadt
Spaniens, gegründet. Sie erhebt sich 650 m über den Meeresspiegel und
hat nach einem spanischen Sprichwort drei Monate Winter und neun Monate
Hölle. Da sie aber in der Mitte der Halbinsel liegt, so bildet sie den
Kreuzungspunkt der strahlenförmig einmündenden Bahnen und dadurch den
Mittelpunkt für Handel und Verkehr (570000 E.). In herrlicher Lage, ganz
im Gegensatze zu der Umgebung der Hauptstadt Spaniens, an den Hügeln
1 Eine Schlauch- oder Trich termündung entsteht, wenn Ebbe und Flut an der Er-
weiterung der Flußmündung arbeiten.