1918 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Muhle, Wilhelm, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Einzelgebiete.
85
B. Das Westelbische Flachland.
Das Westelbische Flachland ist das deutsche Hinterland der Nordsee § 175.
und weithin reines Tiefland.
Die Nordsee ist im Gegensatz zu dem bis aus drei schmale und gefähr-
liche Ausgänge rings von Land umgebenen Binnenmeer der Ostsee ein
Teil des offenen Ozeans. Für den Verkehr ist sie daher viel wichtiger,
an ihr liegen unsere großen Welthandelshäfen. Die Nordsee ist ebenso
wie die Ostsee eine Flachsee (0 bis 200 m tief), im Gegensatz zum offenen
Ozean, der Tiefsee (über 200 m tief). Jedoch ist die Nordsee salziger
und stürmischer. Auch sind die Gezeiten* in der Nordsee kräftig ausgebildet.
Infolgedessen bietet die ganz flache Küste einen sehr wechselnden Anblick
(Bild 61 und 62). Bei Ebbe liegt ein breiter Streifen zwischen der Küste
und den Friesischen Inseln bis auf einige tiefere Kanäle trocken. Man
nennt diesen Streifen das Wattenmeer 2 (Bild 63). Von Bedeutung ist
der Fischreichtum der Nordsee.
Die heutige Küste wird gegen die Gezeiten und Sturmfluten, welche § 176.
die Zerrissenheit der Nordseeküste verursacht haben, durch Deiche geschützt
(Bild 64). Die Friesischen Inseln gehörten einst zum Festlande und sind
durch gewaltige Sturmfluten abgerissen worden. Erst im Mittelalter ent-
standen so der Dollart und der Jadebusen. Denselben Kräften verdanken
Elbe, Weser und Ems ihre trichterförmigen Mündungen. Auch die Insel
Helgoland (Buntbild!) vor der Elbmündung war einst viel größer. Die
weit aufwärts dringende Flut, die eine Eindeichung auch der Flüsse bediugt,
trägt große Seeschiffe in die binnenländischen Hafenplätze.
Das Westelbische Flachland dacht sich ganz allmählich nach dem Meere § 177.
ab. Die Küste und die Flüsse begleitet ein Saum fruchtbarsten Marsch-
landes (Bild 64). Das Binnenland ist meist sandiges, flachhügeliges
Geestland von geringer Fruchtbarkeit. Zwischen Unterweser, Aller und
Elbe zieht sich die Lüneburger Heide hin (Buntbild S. 78), die uoch
Erhebungen bis sast 200 m aufweist. Wo das Wasser nicht genug Abfluß
hat, sind große Moore entstanden, so das Bonrtanger Moor, die
Grenze zwischen dem Deutschen Reich und den Niederlanden.
Diese Landstriche werden nach holländischem Muster mehr und mehr kulti-
viert durch Entfehnuug^ d. h. man sticht das Torfmoor ab (Bild 65), gräbt
Kanäle, die zum Fortschaffen des Torfes, zum Verkehr und zur Entwässerung
dienen, und treibt ans der besonders vorbereiteten Unterlage Ackerbau.
Dieeutwässeruug des Westelbischeu Tieflands geschieht nach der Nordsee: § 178.
1. durch die Elbe. Sie nimmt vom Erzgebirge die Mulde auf, vom Fichtel-
gebirge die Saale, die im Tieflande rechts die Elster und links vom Brocken
her die Bode empfängt.
1 Durch die anziehende Kraft des Mondes wird regelmäßig in 12 Stunden ein
Steigen und ein Fallen des Meeres bewirkt. Diese Erscheinungen machen sich am meisten
an den Küsten bemerkbar und heißen Flut und Ebbe oder gemeinsam die Gezeiten.
2 Durch die Watten kann man bei Ebbe nach einigen Inseln mit Wagen hinüberfahren.
Fehn — Venn, d. i. Moor.