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1. Theil 1 - S. 174

1875 - Leipzig : Brandstetter
174 Einen Nebenzweig der antiken Skulptur bildet die Kunst der Figurenbilder in edlen Steinen. Die Kenntniß ihrer Producte begreift man unter dem Namen der Gemmenkunde. Der geschnittene Stein diente zum Siegeln oder auch nur zum Schmuck. In Griechenland trugen besonders die Musiker Ringe mit geschnittenen Steinen. Auch liebte man sie als Zierde der Waffen, der Trinkgeräthe zu verwenden. Sie enthielten Vorstellungen der mannigfachsten Mythen, tiefsinnige Symbole, heitere Spiele, Scherze der Phantasie, religiöse und Cultushandlungen, Scenen des häuslichen und ländlichen Lebens,. Bilder der Jagd, des Krieges in Freud' und Leid, in einzelnen Figuren und ganzen Gruppen, und Alles dies oft in dem Raume eines kleinen Edelsteins. Die Phantasie des Griechen liebte es, das Kleinste wie das Größte künstlerisch zu behandeln. Auch die Malerkunst war dem griechischen Alterthum nicht fremd geblieben. Zeuxis, Parrhasios und Apelles sind die Namen der bedeutendsten Maler, welche die Geschichte aufbehalten hat. Der linke Flügel der Propyläen war von Perikles für eine große Gemäldesammlung bestimmt worden. Von dem Anblick einer griechischen Stadt in der Zeit ihres Glanzes, wie z. B. Athen, können wir uns wohl kaum mehr einen Begriff machen. Wenn die Wohnhäuser klein und unscheinbar waren, so erhoben sich dafür um so glänzender die öffentlichen Gebäude, Tempel, Versammlungs-, Gerichtshäuser, Gymnasien, Theater, Hallen und Treppen, allenthalben mit Bildwerken, mit Götter- und Heldenstatuen geschmückt. Auf der Akropolis zu Athen war der Vereinigungspunkt von Allem, was herrlich und heilig in Griechenland galt, der Tempel der Athene, das Haus der goldgewandigen Göttin des Phidias, dicht daneben das uralte Heiligthum des Erechtheus mit seinen wunderbaren Kanephoren, den korbtragenden Jungfrauen als Pfeilern, der Prachtbau der Propyläen und, hoch über der Mauer ragend, das Riesenbild der schützenden Burggöttin Athene Promachos; dann die Höfe, die Hallen, die Treppen und Mauern mit einem Wald von Statuen bevölkert, die Wände mit Reliefs bedeckt — So konnte man Athen wohl mit Fug und Recht die goldene, tempelgeschmückte, die fernhinstrahlende nennen. Sei es gestattet, eine kurze Schilderung aus Athens Blüthenzeit hier einzufügen. Es ist dre Zeit des großen Festes der Göttin, der alle vier Jahre mit besonderem Glanze gefeierten Panathenäen. Die festlichen Wettkämpfe der Wagenrennen, die gymnastischen Spiele und musischen Wettstreite, in denen, die edlen Männer und Jünglinge drei Tage lang alle Tugend leiblicher und geistiger Ausbildung bewährten, sind beendet. Die Preise, Ehre der beleidigten Gottheit wurde hergestellt und die blühenden Kinder der Niobe fielen von den Geschossen des göttlichen Geschwisterpaares. Sie selbst, in ihrem Schmerze sich in Stein verwandelnd, steht als ewiges Denkmal des Götterneides, als Felsbild in ihrem heimathlichen Gebirge Sipylns und ihre Thränen rinnen als Bäche und Quellen über den harten Stein hernieder.
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