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1. Theil 1 - S. 177

1875 - Leipzig : Brandstetter
Seit dem perikleischen Frieden war Griechenland in zwei große Parteien getheilt. Der peloponnesische und der athenische Bund umfaßte alle Länder und Völker griechischer Zunge. Aber nicht allein die Macht zweier bedeutender Staatenverbindungen stand sich hier gegenüber; sondern der ganze politische Entwicklungsstreit, welcher in jedem Lande und in jedem Volke feine verschiedenen Stufen durchschreiten muß, hatte hier einen bestimmten Ausdruck gefunden. Sparta war von Alters her der Schutz und Rückhalt des Bestehenden, der Aristokratie, Athen der Vorkämpfer für die rasch vorschreitende Volksregierung, die Demokratie. Die kleinen Staaten wandten sich, durch äußere Umstände gezwungen oder durch die eigenen Parteien getrieben, bald auf diese, bald auf jene Seite; denn Sparta und Athen, das heißt, Aristokraten und Demokraten, waren in jedem, auch dem kleinsten Gemeinwesen stets gerüstet, sich gegenseitig zu bekämpfen. Zuweilen wechselten die kleinen Staaten, je nach den Verhältnissen, auch mehrmals die Herren; denn eine Herrschaft war aus der ehemaligen Bundesgenossenschaft allmählich hervorgegangen, und zwar athenischerseits eitte besonders strenge und rücksichtslose, wie dies bei Volksregierungen zu allen Zeiten üblich war. Der Mittelpunkt einer so großen Macht, wie die Athens, bedurfte einer kostspieligen Verwaltung; die beständigen kleinen Kriege erforderten große Mittel und die prachtvollen Bauten und Kunstwerke, welche die Stadt zum Mittelpunkt der gebildeten Welt erheben sollten, setzten eine stets gefüllte Staatskasse voraus. Perikles hatte in diesem Sinne eine schwierige Aufgabe. Die athenischen Bürger waren begreiflicher Weise nicht die opferbereitesten, wo es sich um die dauernde Einrichtung des Staatshaushaltes handelte. Tribut und Steuern, Rüstungen und Heeresfolge der unterworfenen Bundesstaaten mußten die Mittel für den öffentlichen Schatz liefern. Rücksichtslose Forderungen, harte Behandlung von einer, Erbitterung, offener und versteckter Widerstand, Abfall und Feindschaft von der andern Seite, waren die Folgen solcher Verhältnisse. Die Athener, „welche nie ruhten und Niemand Ruhe ließen", arbeiteten in solcher Weise, ganz gegen ihre Absicht, den Spartanern in die Hände, welche bei vorsichtigerer Mäßigung wenigstens scheinbar ein größeres Maß der Freiheit bei ihren Anhängern gelten ließen. Der Kamps zwischen der Insel Kerkyra und Korinth um die Pflanzstadt Epidamnos, in welchem die Athener Partei für die Erstere nahmen, die Belagerung der früher korinthischen, jetzt athenischen Stadt Potidäa in Makedonien durch die Athener, die unfreundliche Behandlung Megara's endlich von Seiten der Letzteren gab Sparta Veranlassung, den Athenern einen Friedensbruch vorzuwerfen. Gesandtschaften gingen hin und her, welche in erfolglosen Bemühungen die Erbitterung nur steigerten. Ehe die Spartaner zu den Waffen griffen, suchten sie die Schuld der Athener in den Augen der übrigen Hellenen noch zu mehren, indem sie Perikles, dessen Einfluß und Geschicklichkeit sie fürchteten, in seinem Ansehen Oeiet'8 Weltgeschichte, s. 7. Aufl. 12
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