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1. Theil 1 - S. 224

1875 - Leipzig : Brandstetter
224 erfahren, daß allem sterblichen Beginnen seine Grenze gesteckt ist. Zwölf mächtige Altäre an dem östlichen Ufer des Hydaspes bezeichneten die Grenze des alexandrinischen Eroberungszuges; dann wandte sich das Herr zum Rückzug, welcher bei weitem der schwierigste Theil der ganzen großen Unternehmung werden sollte. Alexander nahm die Richtung gegen Süden, dem Lauf der Ströme folgend, wo er in den noch ununter-worfenen Brahmanenländern einen unerwarteten und heftigen Widerstand fand. Bei Einnahme einer Feste in dem Lande der Maller schwang er sich selbst, der Erste von Allen, auf die Zinnen der Mauer. Seine Krieger folgten ihm nachstürmend; aber die Leitern brachen von der Ueberlast und der König, auf seinen Schild sich stützend, kämpfte gegen den Andrang der Feinde, bis er verwundet niedersank. Nur durch die verzweiselsten Anstrengungen gelang es den Seinen, ihn zu befreien. Alexander ward für todt in sein Zelt gebracht. Doch war kaum eine Woche vergangen, als er sich, halb genesen, in das Lager am Hydaspes tragen ließ, wo er von seinen Truppen mit unermeßlichem Jubel empfangen ward. An der Mündung des Indus angekommen, wollte Alexander zum würdigen Schlüsse des Welteroberungszuges die Frucht seiner Siege durch die Möglichkeit eines freien Völkerverkehrs zwischen den eroberten Ländern besiegeln. In diesem Sinne beschloß er mit einem Theile seines Heeres zu Lande in dem südlichen Theil des persischen Landes hinzuziehen, um Häfen aufzusuchen, Verbindungswege und Vorrathsplätze anzulegen, während der andere Heerestheil unter dem Feldherrn Nearch seinen Weg zur See, von der Jndusmündung bis in den persischen Meerbusen, suchen sollte, da, wo die syrischen Ströme Euphrat und Tigris sich in's Meer ergießen. Der Plan war eines Alexander würdig, die Ausführung aber eine sehr unglückliche. Kaum der vierte Theil der Mannschaft erreichte, im traurigsten Zustand, das Ziel der Reise. Die Uebrigen lagen in dem ewigen Sande begraben, welcher, wie die Sage geht, auch einst das Heer der Semiramis verschlungen hatte. Einöde, Dürre, Wassermangel; des Tages stechende Sonne, glühender Staub, der die Augen entzündete und das Athmen erschwerte, des Nachts fröstelnde Kühle, nirgends ein menschlicher Wohnplatz, nirgends ein Grasfleck; so wird die Wüste Gedrosien geschildert, durch welche der sechzigtägige Marsch ging. Pferde und Kameele wurden zur Nahrung geschlachtet; man spannte das Zugvieh von den Wagen der Kranken und überließ sie ihrem Schicksal; wer am Abend vor Entkräftung zurück-blieb; der fand am Morgen die Spur des Heeres nicht mehr und verschmachtete in der Einöde. Elend und Verzweiflung erstickten alle menschlichen Gefühle. Als Alexander endlich mit dem Rest seines Heeres in Pura angekommen war und nach all' der überstandenen Mühsal die Nachricht von der Ankunft seiner geretteten Flotte durch seinen treuen Feldherrn Nearch vernahm, welcher selbst in fast unkenntlicher Gestalt
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