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1. Theil 1 - S. 314

1875 - Leipzig : Brandstetter
314 Vaters, eines Feldherrn, eingedenk des Vaterlandes und zweier Könige, deren Gemahlin du gewesen bist, mögest du selbst dein Heil berathen." Als der Diener mit diesem Aufträge und dem Giftbecher in der Hand zu Sophonisbe kam, trank sie ihn unerschrockenen Muthes aus, mit den Worten: „Ich nehme ihn als Brautgeschenk an, und wenn der Gatte der Gattin nichts Besseres zu geben vermag, empfange ich auch ihn nicht unwillig aus seiner Hand. Dies aber sage ihm, daß ich sanfter gestorben sein würde, wenn ich mich im Tode nicht noch vermählt hätte." Es ist dieser Vorgang mehrmals als glücklich gewählter Gegenstand für die ältere und neuere Tragödiendichtung benützt worden. In der äußersten Bedrängniß wandten die Karthager sich an den einzigen Mann, der ihnen möglicherweise noch Rettung bringen konnte, an Hannibal. Als er in Kroton, wo er in der letzten Zeit gestanden hatte, den Befehl zur Rückkehr in sein vor sechsunddreißig Jahren verlassenes Vaterland empfing, säumte er keinen Augenblick, ihm nachzukommen. Er ließ seine Pferde niederstoßen und im schmerzlichen Zorn über sein unvollendetes Werk auch die italischen Soldaten, welche sich weigerten, ihm über das Meer zu folgen. Grollend und mit Thränen des bittersten Unwillens verließ er nach achtzehnjährigen Kämpfen das Land seines Ruhmes und bestieg die an der Rhede vor Kroton bereit liegenden Transportschiffe. Die römischen Bürger athmeten auf, als der „libysche Löwe" freiwillig den italischen Boden verließ. Zu dieser Zeit ward dem einzig Ueberlebenden der römischen Feldherren, dem neunzigjährigen Quintus Fabius, vom Senat und der Bürgerschaft der Graskranz überreicht, die höchste Auszeichnung, welche einem römischen Bürger je zu Theil werden konnte. In Karthago angelangt, rüstete Hannibal sich zum entscheidenden Kampfe, nachdem seine Bemühungen, durch eine persönliche Zusammen-kunft mit Scipio den Frieden zu vermitteln, gescheitert waren. Der ergreifende Moment, in welchem die zwei größten Feldherren Angesichts ihrer Heere sich friedlich gegenüber standen, ging fruchtlos vorüber. Livius läßt den Hannibal in seiner Anrede an Scipio sprechen: „Gerade dem größten Glück ist am wenigsten zu trauen. Inmitten deiner Siege -1 und unserer Verlegenheit ist es für dich ehrenvoll und glänzend, Frieden zu geben, für uns mehr nothwendig als rühmlich, darum zu bitten. Besser und sicherer ist ein gewisser Friede, als ein gehoffter Sieg. Jener ist in deiner, dieser in der Götter Hand. Setze nicht so vieler Jahre Glück auf einer Stunde Spiel! Halte nicht nur deine Kräfte, halte auch -die Macht des Schicksals und die wandelbare Gunst des Kriegsgottes deinem Geiste vor " Die blutige Schlacht bei Z ama entschied die Frage, ob Rom, ob Karthago Weltgebieterin sein sollte, durch Scipio's Sieg zu Gunsten Roms. Am Morgen nach der fruchtlosen Unterredung, nachdem die beiden Feldherren ihre Heere in Schlachtordnung gestellt und durch ermunternde
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