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1. Theil 1 - S. 355

1875 - Leipzig : Brandstetter
ringein Verluste von den Römern ein Sieg erfochten, dessen gleichen sich ihre Geschichte kaum eines zweiten zu rühmen hat. Das ganze cimbrische Heer ward mit einem Schlage vernichtet. Nur wenige Ueber-reste entrannen dem Tode oder der Sclaverei. Sie sollen in den Vene-dischen Alpen und den Tyroler Bergen Zuflucht gesunden haben. Die Völkerzüge, welche dreizehn Jahre hindurch von der Donau bis zum Ebro, von der Seine bis zum Po die Nationen in Furcht und Schrecken gesetzt hatten, ruhten nun unter der Erde oder arbeiteten in dem harten Sclavenjoch. Ein neuer Abschnitt der Weltgeschichte hatte begonnen; das erste Blatt lag aufgeschlagen den Römern vor Augen, aber sie achteten wenig darauf. Im Kampfe der Parteien übersahen sie die großen Anzeichen, welche den Umschwung der Zeiten verkündigen sollten. In Rom war der Sieg des Marius über die einbrechenden Horden der Deutschen nichts als eine dem Volke erwünschte Niederlage der Adelsregierung. „Zwanzig Jahre waren verstrichen," heißt es in Momm-sens römischer Geschichte, „seit Cajus Gracchus' blutende Leiche die Tiber hinabgetrieben war; seit zwanzig Jahren ward das Regiment der restaurirten Oligarchie ertragen und verwünscht; immer noch war dem Gracchus kein Rächer, seinem angefangenen Bau kein zweiter Meister erstanden. Es haßten und hofften Viele, viele von den besten und von den schlechtesten Bürgern des Staates. War der Mann, der diese Rache und diese Wünsche zu erfüllen verstand, gesunden in dem Sohne des Tagelöhners von Arpinum? Stand man wirklich an der Schwelle der neuen, vielgefürchteten und vielersehnten zweiten Revolution?" Marius wurde für seine Waffenthaten und als erwählter Held der Volkspartei zum sechsten Male als Consul erwählt. Seinem unersättlichen Ehrgeiz schien die Erfüllung der höchsten Wünsche nahe zu sein. Mit Hülfe von zwei bis zum Aeußersten thätigen und entschlossenen Gehülfen, des Apulejus Saturnirms, eines der beredtesten und unversöhnlichsten Feinde des Senates, und des gemeinen, verwegenen Volksführers Servilius Glaucia, glaubte er unbedenklich die Bahn des Cajus Gracchus vollenden und schließlich auch wohl sich selbst als unumschränkten Gebieter des römischen Staates erblicken zu dürfen. Marius war abergläubisch; er hielt auf Zeichendeutung und Wahrsagung. Eine Prophezeihung aus seiner Jugend schien ihm auf große Macht und seltenes Glück zu deuten; von dem siebenten Eonsulut erwartete er die Erfüllung seines Schicksals. — Diesem seltsamen und doch in seiner Beschränktheit großen Manne gegenüber stand Sulla schon jetzt als leitendes Haupt der Adelspartei. Die frühe Feindschaft zwischen Beiden entwickelte sich nun zu einem Kampf auf Leben und Tod, in welchem Marius nothwendig unterliegen mußte, da es ihm, der nur für das Uebungslager und das Schlachtfeld geboren war, an jedem feineren
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