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1. Theil 1 - S. 358

1875 - Leipzig : Brandstetter
358 In Rom legte man Trauerkleider an, stellte die Hochverraths-processe ein und dachte an nichts als Truppenaushebungen und Waffenrüstungen. Um die Streitkräfte zu verstärken, wurden celtische und nu-midische Truppen in Sold genommen und die Freigelassenen bewaffnet. Zugleich ertheilte man nun den treugebliebenen Staaten, den Latinern. Etruskern und Umbrern, so wie einzelnen Stadtgebieten in Unteritalien das römische Bürgerrecht freiwillig, um sie von dem Anschluß an die Empörer abzuhalten; nicht minder wurde denjenigen, welche die Waffen sogleich niederlegen würden, dieselbe Vergünstigung, obwohl unter beschränkenden Bedingungen, angeboten. So thaten sich die Pforten des römischen Bürgerthums, die so lange den Bitten verschlossen gewesen waren, jetzt auf, als die Schwerter daran pochten. Mit dem gewohnten Glück hatten die Römer diesen verhängniß-vollen Kampf, wenigstens größtenteils, überstanden, als schon wieder ein neuer gefährlicher Feind auftrat, dessen Abwehr der entschiedensten Anstrengungen bedurfte. Mithridates, König des schönen gebirgigen Küstenlandes Pon-tus am schwarzen Meere, ein glühender Römerfeind, wie einst Hanni-bal, suchte durch einen großen Bund der asiatischen Staaten, zu dessen Haupt er ssch selbst auswarf, die römische Herrschaft im Osten zu brechen, während in dem heimischen Italien die letzten Funken des Empörungskrieges noch nicht ausgeglüht hatten. Mithridates war von väterlicher Seite dein altpersischen Königshause entstammt, von der mütterlichen mit den Seleukiden verwandt. Die Sage rühmte seine Körpergröße und Stärke, seine Gewandtheit in allen Leibesübungen, seinen Unternehmungsgeist und Kriegsmuth, seine außerordentliche Sprachkenntniß. Seine Thaten zeigen ihn als einenmann, zu List und Trug stets bereit wie zum entschlossenen Handeln; abergläubisch, grausam, sinnlich, treulos, aber voll kühner Thatkraft und von unverwüstlichem Widerstandsmuthe. Er bemächtigte sich der Halbinsel Krim und der gegenüber liegenden asiatischen Landspitze mit den reichen griechischen Handelsstädten, unterwarf mit Hülfe seines Schwiegersohnes Tigranes von Armenien durch Gewalt und Hinterlist die römischen Schutzländer Pa-phlagonien, Kappadocien und Bithynien, nachdem er ihre Könige getödtet oder vertrieben hatte, setzte darauf mit einer neugeschaffenen Kriegsflotte und mit einem aus aller Herren Länder gemischten Heere nach Kreta über und trat mit den andern Inseln des ägäischen Meeres alsbald in Verbindung, die nicht anstanden, ihn als einen Retter von dem verhaßten römischen Joche freundlichst zu begrüßen. In Kurzem war er Herr von Phrygien und ganz Vorderasien; die Städte sandten Boten entgegen, ihn als „rettenden Gott" einzuladen; die Bürgerschaft strömte vor die Thore, ihn zu empfangen. Der Sitz des römischen Statthalters ward die Hauptstadt des neuen Reiches; ihn selbst tödtete man, indem man ihm geschmolzenes Gold in den Mund I
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